Sonntag, 30. Juni 2013


Kraft statt Steinbrück?
(Foto: hannelore-kraft.de) 
Seit Wochen mache ich mir Gedanken um die alte Tante Es-Pe-De. Das Werberherz in mir fühlt sich ob der deprimierenden Umfragewerte herausgefordert: Was müsste man im Willy-Brandt-Haus jetzt tun, um das Ruder noch herumzureißen oder zumindest den Abstand auf die Union erträglicher zu gestalten? Egal welche Strategie-Idee mir einfällt, sofort gibt’s immer ein Gegenargument: Peer Steinbrück. Deshalb hilft wohl nur eins. Austausch des Kanzlerkandidaten. Jetzt. Sofort.

Wie ist die Ausgangslage?

Die Lage der SPD ist hoffnungslos. Das sagen – hinter vorgehaltener Hand – mittlerweile auch SPD-Wahlkämpfer. Zu gut ist die wirtschaftliche Lage unseres Landes, zu mies das Auftreten von Peer Steinbrück, zu gut die persönlichen Werte von Angela Merkel, zu mies die Aussichten, noch überhaupt ein Thema zu finden, das die Kanzlerin nicht handstreichartig okkupiert.

Kann Steinbrück nicht wie Gerhard Schröder 2002 und 2005 noch aufholen?

Hihi, was für eine blöde Frage. Dazu bräuchte Steinbrück den Amtsbonus. Als Oppositionsführer hat er nicht die Chance, Themen so einfach wie ein Regierungschef zu setzen. Noch schlimmer: Bis heute fehlt ihm eine durchschlagende Botschaft. Das wird in der Sommerpause auch nix mehr werden.

War Steinbrück der falsche Kandidat?

Natürlich. Das war eigentlich immer schon klar. Die Wähler, die die SPD bei den letzten beiden Bundestagswahlen ins Lager der Nichtwähler verloren hatte, sind eher links eingestellt. Einem wirtschaftsliberalen Kandidaten wie Steinbrück wird es nicht gelingen, diese wieder einzufangen. Parteichef Sigmar Gabriel oder NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hätten dagegen mit dezidiert linker Rhetorik auf diese Wählerschichten zugehen können. Dem Millionär und Ex-Finanzminister Steinbrück aber würde man beispielsweise ein Wettern gegen die Bankenrettung niemals abnehmen.

Wäre ein Kanzlerkandidaten-Austausch glaubwürdig?

Schwierig. Aber was hat die SPD noch zu verlieren? Eine wochenlange Diskussion, ob man Steinbrück auswechseln sollte, wäre natürlich verheerend. Wenn, dann müsste es ganz schnell gehen. Rücktritt – begründet eventuell mit gesundheitlichen Problemen – und sofortiger Ruf nach Hannelore Kraft.

Warum Hannelore Kraft?

Mit fällt beim besten Willen kein anderer Kandidat ein, der diesen Job machen könnte. Sie wirkt sympathisch und unprätentiös (zumindest sind mir keine Allüren bekannt), hat schon Wahlen gewonnen (im Gegensatz zu Gabriel, Steinmeier und Steinbrück) und ist noch immer recht unbekannt auf der bundespolitischen Bühne – ein echter Vorteil. Kraft würde das Neue verkörpern – in der SPD und im Wahlkampf 2013.

Wie würden die Medien reagieren?

Für die Journalisten ist dieser Wahlkampf eine Katastrophe. Steht mit Merkel die Wahlgewinnerin quasi fest, verkaufen sich politische Titel kaum. Dramatische Rücktrittsszenen um den gefallenen Kanzlerkandidaten und die Inthronisierung einer frischen Ministerpräsidentin aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland – das wäre der Stoff, nach dem sich viele Hauptstadtjournalisten die Finger lecken (würden). Ein Duell Frau gegen Frau hat es in der bundesrepublikanischen Geschichte noch nie gegeben. Programmatisch würde sich die SPD sicherlich wenig ändern, aber mit Homestorys und anderen menschelnden Berichten könnte Kraft zumindest in puncto Sympathie Steinbrück schnell vergessen machen.

Hat Kraft nicht deutlich erklärt, in Düsseldorf bleiben zu wollen?

Das Thema wird in wenigen Tagen durch sein. Wird der Ruf inner- und außerhalb der SPD nach ihr groß, wird sie argumentieren, sie habe sich nicht selbst ins Spiel gebracht und müsse ihrer Partei in dieser Situation helfen. Überhaupt wird das Thema außerhalb NRWs nicht groß debattiert werden. Und: Seit Konrad Adenauer hat es keinen Nordrhein-Westfalen mehr im Amt des Bundeskanzlers gegeben. Ich denke eher, dass die Menschen an Rhein und Ruhr stolz wären, wenn eine von ihnen nach dem höchsten politischen Amte im Staate greift.

Wofür steht Hannelore Kraft?

Da wird es richtig interessant. Nach ihrer ersten Wahl in NRW regierte sie ein knappes Jahr mit einer Minderheitsregierung, ihrer sogenannten Koalition der Einladung. Sie stützte sich ausdrücklich auch auf die Linkspartei im Landtag. Sollten die Mehrheitsverhältnisse nach dem 22. September keine klare Mehrheit im Bundestag zulassen, würde Hannelore Kraft – zur Freude der SPD-Linken – auch hier einen rot-rot-grünen Flirt wagen. Wetten, dass?!

Ist ein Austausch des Kanzlerkandidaten überhaupt noch rechtlich möglich?

Klar, theoretisch sogar noch am Wahltag. Der Kanzlerkandidat ist eine reine Parteien- und Medienerfindung, um den Wahlkampf zu personalisieren. Hannelore Kraft könnte zwar nicht mehr in den Bundestag einziehen (weil die Kandidatenaufstellung der SPD in NRW bereits durch ist), jedoch von diesem zur Kanzlerin gewählt werden. Im Gegensatz zum NRW-Landesparlament muss der Regierungschef nämlich gar nicht Bundestagsmitglied sein.

Und wie realistisch ist das Szenario Kraft für Steinbrück?

Nicht sehr wahrscheinlich, in der Tat. Aber die rennen sehenden Auges in die Wahlkatastrophe. Ob SPD-Chef Gabriel und die vielen Kandidaten in den Wahlkreisen, die um ihr Mandat bangen, sich das alles weiterhin nur stoisch anschauen?


tl;dr: Es gibt für die SPD nur noch eine Chance, die Bundestagswahl nicht völlig in den Sand zu setzen. Der heißt: Kraft statt Steinbrück.


Freitag, 24. Mai 2013


Unser Pokal. Noch Fragen?
The day after, 18 Uhr:  Das Spiel war wahnsinnig nervenaufreibend. Und ich habe fast keine Stimme mehr. Diese Nacht konnte ich auch kaum schlafen. Aber ich bin trotzdem – logisch – tief zufrieden und glücklich. Nach den verlorenen Finals 2010 und 2012 war das auch für mich persönlich wichtig. Wir sind heute auf dem Champions-Fest am Olympiastadion gewesen und wollen wohl noch nach Wimbledon raus. Essen wollen wir heute Abend noch indisch: Chicken tikka masala.

Matchday, 18 Uhr: Man trifft hier Schulfreunde von vor 15 Jahren, die gestrandeten Mitflieger aus Brüssel und viele andere bekannte Gesichter. Großartige Stimmung und Akustik, obwohl bisher nur 10.000 Zuschauer hier drin sind. Das wird heute Nacht ohrenbetäubend. Und die Nervosität kann nicht größer sein. #packmas

Matchday, 13 Uhr: Es ist angerichtet. Wir haben gut geschlafen und bewegen uns jetzt langsam aber sicher nach Wembley. Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben.

Freitag, 22 Uhr: Gelandet – und tatsächlich in Londons Südosten. Jetzt Passkontrolle, Koffer suchen, kompliziert den Schlüssel ganz im Westen der Stadt organisieren, dann ins Quartier in den Süden. Und schlafen, viel schlafen.

Freitag, 16 Uhr: Lost in Brüssel hätte dieser Post auch heißen können. Wir sitzen hier noch immer fest. Derzeit ist folgendes geplant: Um 19.20 Uhr mit der LH 1019 nach Frankfurt (Und damit in knapp 14 Stunden von Berlin nach Frankfurt, da hätte man ja gleich die Bahn nehmen können.) und dann ab 21.30 Uhr mit der LH 922 weiter nach London-Heathrow. Ankunft dort wäre 22.10 Uhr englischer Zeit. 

Mein Eindruck: Der einzelne Fluggast ist heute nicht wichtig. Priorität hat, dass die börsennotierten Flughäfen nach einem Zwischenfall wie dem in London heute Morgen möglichst schnell wieder ihren normalen Flugbetrieb aufnehmen. Dann werden zwischendurch halt paar Maschinen gestrichen – egal, ob deren Passagiere umbuchen können. Wir hätten aus dem planmäßigen Flieger, der eigentlich um 9.05 Uhr von Brüssel aus weiterfliegen sollte, niemals aussteigen dürfen. Alle Passagiere zusammen hätten vielleicht etwas bewegt.

Nun lief das aber so ab, dass alle etwa 200 „Kunden sich am einzigen Brussels-Airlines-Schalter hier mit den wenigen Service-Kräften herumärgern durften. Jeder bekam nun eine eigene Verbindung. Einige fliegen nach Edinburgh/Bristol/Birmingham und wollen sich dann mit dem Zug oder Auto durchschlagen. Andere, wie wir, nehmen über Frankfurt/Paris/Mailand oder sonstwo einen neuen Anlauf aufs Finale. Bei einigen, die sehr frühe Alternativen zugewiesen bekamen, sitzt der Frust noch tiefer: Deren neue Verbindung wurde mittlerweile auch gecancellt.

In London wollten wir bei einem Freund unterkommen, der selbst in diesen Minuten in den Urlaub startet. Die Schlüsselübergabe ist erstmal gescheitert. Mal gucken, ob uns jetzt auch unser Quartier hopsgeht.

Und das alles mit nur zwei Stunden Schlaf heute Nacht.

Freitag, 10 Uhr: Gestrandet in Brüssel. Weil in Heathrow eine Maschine offenbar ohne Turbine landen wollte, ist jetzt dort der gesamte Airport dicht. Noch haben wir gut 35 Stunden bis zum Anpfiff. Wenn die uns wenigstens aus dem Flieger rauslassen würden, könnten wir es noch zu Fuß und schwimmend durch den Ärmelkanal schaffen.

Freitag, 0 Uhr: Nach London (Achtelfinale, Hinspiel, 3:1-Sieg) und Barcelona (Halbfinale, Rückspiel, 3:0-Sieg) nun also das dritte Auswärtsspiel der diesjährigen Champions-League-Saison.

Und mir geht's... ich weiß es gar nicht. Wahrscheinlich war ich selbst vor meiner Erstkommunion nicht aufgeregter. Natürlich glaube ich an einen deutlichen Sieg meines FC Bayern, der dieser überragenden Saison noch die Krone aufsetzen wird. Aber anderseits? Nein, diesen Gedanke darf ich einfach nicht zulassen.

In weniger als 4 Stunden muss ich aufstehen. Und noch packen. Aber der Hashtake des Moments heißt ja eh #packmas. Also los, ihr Bayern, ich bin bereit!


tl;dr: Finale in Wembley! Während des Trips zum Triple werde ich hier meine Eindrücke schildern. #packmas, Bayern!


Montag, 20. Mai 2013

BUNDESLIGA-AUFSTIEG 

Ich war gestern (Sonntag) bei der Hertha. Letztes Saisonspiel, Meisterfeier, die Wetterprognose war gut und ich hatte Zeit – warum also nicht?

Eigentlich wollte ich während des Spiels ein paar Eindrücke twittern, aber die deutschen Mobilfunkfirmen bekommen das mit der Netzabdeckung bei Großveranstaltungen ja immer noch nicht hin. Großes Buhh! Daher hier nun Notizen aus dem Olympiastadion.

1. Zunächst: Glückwunsch. Hertha BSC wird wohl niemals mein Verein, aber die Saisonleistung erkenne ich natürlich neidlos an. Vor zwei Jahren hatte ich mit einem Durchmarsch zurück in Liga 1 gerechnet, diesmal hatte ich die Berliner nachweislich nicht auf dem Zettel.

2. Das Wetter war grandios. Nach mehr als zwei Stunden in der prallen Sonne habe ich meinen alten Bekannten, den Sonnenbrand, wiederentdeckt. Dass genau jetzt, da das Wetter endlich wieder Spaß macht, die fußballlose Sommerpause beginnt, ist furchtbar. Es gibt keine bessere Jahreszeit als den Sommer, um Fußball im Stadion zu gucken. Ist der Winter so extrem wie dieses Jahr, friere ich bei Zweidrittel aller Saisonspiele. Es wird Zeit, dass DFB/UEFA/FIFA die Spielpläne umstellen: durchgehende Saison von März bis Oktober!

3. Vor zwei Jahren hatte Hertha am letzten Spieltag auch ein Heimspiel und konnte mit den eigenen Fans die Zweitliga-Meisterschaft feiern. Damals war das Olympiastadion ausverkauft. Logisch: Meister, letztes Heimspiel, tolles Wetter. Da ist jedes Stadion in jeder Stadt in jeder Liga ausverkauft. Nur nicht gestern. Da verirrten sich „nur“ 63.267 Zuschauer ins weite Rund. Ein klarer Gradmesser, wie das Image des Hauptstadtvereins in den letzten zwei Jahren nach dem erneuten Abstieg, absurder Personalpolitik (Favre! Slomka! Skibbe! Rehhagel!) und dem Relegations-Theater mit Fortuna Düsseldorf gelitten hat.

4. Trotz des nicht ausverkauften Stadions war die Stimmung auf den Rängen gut, ich behaupte sogar erstligareif. Singen und rufen 60.000 Kehlen unentwegt, wird der Nachteil des nicht reinen Fußballstadions aufgewogen. Respekt!

5. Was von den Rängen skandiert wurde, will muss ich aber doch kritisieren. Ein Großteil der Gesänge richtete sich gegen Cottbus. Sogar eine riesiges Banner („Macht's gut ihr Trottel!“) wurde zum Ende des Spiels aufgezogen. Okay, es gibt eine lokale Rivalität zu Cottbus, aber warum können sich die Berliner nicht einfach über ihre Mannschaft, ihren Aufstieg freuen? Man muss nicht nur gut verlieren, man muss auch gut gewinnen können. Hertha hätte sich Sympathien erspielen können. Schon einmal was von Demut gehört? (Ich weiß, das klingt aus den Fingern eines Bayern-Anhängers komisch. Macht's aber damit trotzdem nicht falsch.)

6. Apropos Aufstieg 2011: Der Trainer beim damaligen Gegner und Mitaufsteiger FC Augsburg war ein gewisser Jos Luhukay. Der sitzt nun bei Hertha hoffentlich fest(er) im Sattel. Was er geleistet hat, verdient Anerkennung. Hier hat Manager Michael Preetz offenbar ein glückliches Händchen bewiesen.

7. Bei der Zweitliga-Meisterehrung wurden die Spieler und Team-Verantwortlichen alle einzeln durch den Stadionsprecher erwähnt und gefeiert. Nur der auch in Fankreisen hoch umstrittene Manager Michael Preetz nicht. Zufall? Absicht?

8. Zur Artikel-Überschrift: Der alte Hertha-Ohrwurm (hier auf YouTube) ist einfach klasse. Um Längen besser als alles, was es beim Stern des Südens gibt. Da schunkel sogar ich im Oly mit. (Ich wollte ja ein versöhnlichen Abschluss des Textes hinbekommen.) 


tl;dr: Notizen zu Hertha BSC und dem Aufstieg. Von einem Berliner, der die Hertha nicht so wirklich mag.


Donnerstag, 9. Mai 2013

ALLE AB-BAHNHÖFE AN 1 TAG 
Der große S-Bahn-Test 

Mit meinem Freund und Kollegen Frank werde ich heute (Freitag, 10. Mai) ein wahnsinniges Experiment wagen: Wir wollen alle S-Bahnhöfe in Berlin anfahren. Das weitläufige Streckennetz der Berliner S-Bahn GmbH wird uns an Orte bringen, die zuvor noch nie ein Mensch gesehen hat. Naja, zumindest nicht alle Orte in einem Zug.

Spandau (S-Bahnlinie 5), Wannsee (S1, S7), Lichterfelde Süd (S25), Lichtenrade (S2), Grünau (S8, S85), Grünbergallee (S45, S9), Spindlersfeld (S47), Heiligensee (S25), Frohnau (S1), Buch (S2), Wilhelmshagen (S3), Mahlsdorf (S5), Ahrensfelde (S7) und Wartenberg (S75) sind die extremen Ausläufer des in den letzten Jahren tief in der Krise steckenden Verkehrsmittels. Wir machen den Test: Ist die Berliner Stadtschnellbahn wirklich so mies wie ihr Ruf?

Ein bisschen Sorge macht uns die Streckensperrung rund um den Nöldnerplatz (S5, S7, S75). Da wir wirklich alle Stationen besuchen wollen, werden wir wohl oder übel auf den ach so beliebten SEV, den Schienenersatzverkehr, ausweichen. Aber wir sind optimistisch!

Das Tolle an der Aktion: Du kannst mitmachen! Wir freuen uns über jeden Mitfahrer, der uns auf einem der Abschnitte begleiten wird. Den Routenplan haben wir ausgearbeitet, aktuelle Informationen über Verspätungen oder Änderungen kannst du am besten über Twitter verfolgen. Dafür haben wir einen eigenen Account angelegtwww.twitter.com/ABBahnhoefe1Tag.


Noch einige kurze Infos:
  • Los geht es ab 9.06 Uhr am Bahnhof Berlin-Friedrichstraße, Endpunkt ist ebenda um voraussichtlich 21.02 Uhr.
  • Aufgrund von verpassten Anschlüssen oder menschlichen Bedürfnissen, kann sich der Fahrplan verändern. Am besten vorher immer bei Twitter nachschauen.
  • Vielleicht legen wir auch eine längere Pause ein, wenn du uns die beste Eisdiele Berlins entlang der Fahrstrecke verrätst.
  • Wir fahren nur die Bahnhöfe an, die wirklich in Berlin liegen, also den AB-Bereich.
  • Über Essen- und Getränkespenden von Mitfahrern freuen wir uns natürlich. Sei kreativ.
  • Eine andere S-Bahn-Aktion hatte ich – lang ist's her – am 5. August 2010 gemacht: Öffentliche Pressekonferenz in der RingbahnErinnert sich noch jemand?
  • Über die Hintergründe dieser aktuellen Aktion hatte Frank schon vor einigen Tagen ausführlich gebloggt.

Unser Fahrplan:


tl;dr: Alle S-Bahnhöfe Berlins an einem Tag? Frank und ich versuchen es am Freitag. Fahre mit und/oder folge uns auf Twitter: @ABBahnhoefe1Tag.


Montag, 6. Mai 2013

ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND 

Die AfD-Rechtspopulisten stärken Kanzlerin Merkel eher.
Das Aufkommen der populistischen Anti-Euro-Partei Alternative für Deutschland hat die Bundestagswahl plötzlich wieder spannend gemacht. Allerorten (hier, hier, hier, hier, hier oder hier) wird spekuliert festgestellt, dass die AfD Merkels Wahlsieg noch verhindern kann.

Mit einfacher Mathematik (dazu später mehr) und ein bisschen politischem Verständnis lässt sich diese These jedoch schnell entkräften. Vielmehr stimmt das Gegenteil.

Was niemand in der Union zugegeben würde: Strategisch kann die AfD der Merkel-Partei noch lange die Macht sichern. Denn mit der AfD würden weder SPD noch Grüne jemals koalieren. So entsteht in Parlamenten, in die es die AfD schafft, auf der rechten Seite eine strukturelle Mehrheit. Diese kann die Union in Koalitionsverhandlungen mit Rot oder Grün immer nutzen, um ihr Wahlprogramm durchsetzen.

Damit gleicht die AfD strategisch ein wenig der Linkspartei. Diese stellt ja für die SPD vor allem in den östlichen Bundesländern ein hervorragendes Erpressungspotential  dar. In Koalitionsgesprächen zwischen den beiden Volksparteien drohen die Sozialdemokraten häufig mit einer anderen, linken Mehrheit und setzen so deutlich mehr Programmatik (und Ministersessel) durch.

Die AfD gleicht der Linkspartei aber noch in einem anderen Punkt. Beide Parteien sind die einzigen Kräfte (sieht man von unbedeutenden Splitterparteien ab), die den common sense in der Europapolitik ablehnen. Das hat – mit Verzögerung – jetzt auch Linken-Ikone Oskar Lafontaine erkannt und kupfert mal eben schnell deren Kernforderung ab. Das tut Lafontaine aus einem einfachen Grund: Ihm geht der Arsch auf Grundeis.

Glaubt wirklich ernsthaft jemand, dass Merkels Unterstützer am Wahltag in großen Scharen zur AfD überlaufen? Einige AfD-Sympathisanten haben sicherlich einen Unionshintergrund. Aber jemand, dem die Wiedereinführung der D-Mark so wichtig ist, dass er seine Wahlentscheidung davon abhängig macht, würde bei dieser Bundestagswahl eh nicht (mehr) CDU oder CSU wählen.

Die AfD-Wähler hätten eigentlich nur vier Möglichkeiten, wenn es die AfD nicht gäbe:

  1. Nichtwählen – was wohl die meisten machen würden.
  2. Eine aussichtslose Splitterpartei wie die BüSo oder die NPD wählen.
  3. FDP wählen und hoffen, dass deren marktradikale Seite sich durchsetzt.
  4. Linke wählen – immerhin die einzige Partei im Parlament, die häufiger Nein sagt.
Erste Umfragen scheinen diese Logik auch zu bestätigen.

Auch ein anderer Punkt könnte Merkel kurzfristig sehr gut in den Kram passen. Die Euro-Rettung und die damit verbundene Beseitigung der weltweiten Finanzkrise werden zu einem bestimmenden Themen im Bundestagswahlkampf.


SPD und Grüne leiden darunter, dass sie es nie geschafft haben eine pointierte Alternative zur Merkel/Schäuble-Politik zu formulieren. Bei allen relevanten Abstimmungen in dieser Legislaturperiode stimmten SPD und Grüne fast geschlossen mit der Union. Das ist auf der einen Seite eine eklatante politisch-kreative Bankrotterklärung der Opposition, auf der anderen Seite scheint die so oft zitierte Alternativlosigkeit offenbar zu verfangen. Wenn jetzt aber vielen Menschen doch der Sinn nach einer anderen Euro-Politik steht? Warum sollten diese für Rot-Grün stimmen?!

In einem Wahlkampf, in dem über Merkels Euro-Politik gestritten werden muss, kristallisieren sich zwei Pole heraus: Einmal das von Rot-Grün mitgetragene Ja zum Euro von Angela Merkel, und zum anderen die Zurück zur DM-Position der AfD. Peer Steinbrück findet dazwischen – auf dem vielleicht wahlentscheidenden Politikfeld – quasi nicht statt. Das nützt: Angela Merkel.

Machen wir Rechenszenarien auf. In den Umfragen liegt Merkels CDU/CSU derzeit zwischen 10 und 18 Prozentpunkten vor der SPD. Dieser Vorsprung wird sicher ausreichen, um am 22. September klar als Erstes über die Ziellinie zu laufen. Nach Stand der Dinge wird die Union auch alleine stärker als Rot-Grün zusammen. Optimale Voraussetzung, um den Regierungsauftrag zu reklamieren. Entscheidend wird also nur noch sein, welche der drei kleineren Parteien (FDP, Linke, AfD) in den Bundestag einziehen werden. Dazu habe ich die sechs mathematisch möglichen Szenarien durchgespielt.


  • Variante 1: AfD, FDP und Linke scheitern knapp am Bundestagseinzug.
    In dem verbliebenen 3-Parteien-Parlament kann Angela Merkel mit einer absoluten Mehrheit der Mandate regieren.
     
  • Variante 2: AfD kommt rein, FDP und Linke scheitern.
    Eine Regierungsmehrheit ist ohne Angela Merkel nicht möglich, sie kann SPD und Grüne in Koalitionsverhandlungen gegeneinander ausspielen.

  • Variante 3: AfD und FDP kommen rein, Linke scheitert.
    Falls es für Schwarz-Gelb reicht, wird weiterregiert wie bisher. Sollte es jedoch nicht ganz reichen, wären mit Verweis auf die wichtige Euro-Politik höchstwahrscheinlich sowohl SPD als auch die Grünen zu einer Koalition mit Merkel bereit.
     
  • Variante 4: AfD und Linken kommen rein, FDP scheitert.
    Das Extremen-Parlament. Weder Rot noch Grün könnten sich ihrer staatspolitischen Verantwortung entziehen, eine stabile Koalition unter Führung von Angela Merkel zu entziehen.
     
  • Variante 5: AfD und Linke scheitern, FDP kommt rein.
    Weiter so. Es reicht für Schwarz-Gelb.

  • Variante 6: AfD und FDP scheitern, die Linke kommt rein.
    Das Horror-Szenario der Bürgerlichen. Es gibt zwar keine eigene Mehrheit von Rot-Grün, der rot-rot-grüne Block hat aber eine klare Mehrheit. Sollte es der Union doch noch gelingen, die SPD oder die Grünen zu einer Koalition zu überreden, dann wohl nur unter Verzicht Angela Merkels auf das Kanzleramt. Nicht auszuschließen ist jedoch auch ein rot-grünes Bündnis unter Tolerierung der Linken (Magdeburger Modell).

Fazit: Das Aufkommen der AfD sichert Angela Merkel bei den Varianten 1 bis 4 die Macht. Bei Variante 5 ändert sich nichts, einzig bei Variante 6 könnte Rot-Grün von der neuen rechtspopulistischen Partei profitieren, da sich FDP und AfD hier wohl selbst kannibalisiert hätten.

Langfristig wird die Alternative für Deutschland keinen Erfolg haben. Ein-Themen-Parteien – die Grünen würde ich nicht dazu zählen – haben sich bei uns noch nie etabliert. Ob die Schill-Partei, die Statt-Partei, jetzt offenbar sogar die Piratenpartei oder auch die Parteien am rechten Rand: Fast alle fielen nach einer Legislaturperiode wieder aus den Parlamenten. Irgendwann ist jedes Thema aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden, interne Streitigkeiten tun meist ihr übriges. Spätestens wenn der Euro langfristig gesichert ist, wird die AfD wie ein kaltgewordenes Soufflé in sich zusammenfallen.


tl;dr: Überall steht, dass die Alternative für Deutschland (AfD) Angela Merkels Wahlsieg gefährdert. Hier steht, warum eher das Gegenteil der Fall ist.


Samstag, 4. Mai 2013

REISEBERICHT 

Epic: Siebennull gegen FC Barcelona.
1999 beim legendären Champions-League-Finale gegen Manchester United (Die Mutter aller Niederlagen) war ich zuletzt beim Fußball in Barcelona. Dass es diesmal anders kommen werden würde, war im Vorhinein klar.

Dieser FC Bayern ist derzeit nicht zu schlagen. Die Dominanz im Hinspiel eine Woche zuvor, als der FC Barcelona 4:0 geschlagen wurde, dazu die überzeugenden Auftritte gegen den Hamburger SV (9:2) oder Hannover 96 (6:1) in der Bundesliga oder im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg (ebenfalls 6:1) – natürlich sollte auch im Rückspiel gegen die beste Mannschaft der letzten Jahre nichts mehr anbrennen.

Das Dumme an den ganzen Erfolgen derzeit: Es wird wohl nie wieder so schön werden. Diese machtvolle Demonstration der fußballerischen Brillanz, gepaart mit atemraubenden Ergebnissen gab es zuletzt in den 70er-Jahren, als die Bayern dreimal hintereinander den Europapokal der Landesmeister gewannen.

Die Bayern-Hasser können also aufatmen. Besser als in diesen Tagen kann es nicht mehr werden – versprochen.

Ein paar Impressionen vom Spiel und dem Drumherum (direkter Link).


Mittwoch, 24. April 2013

FC BAYERN 

FC Bayern, Stern des Südens.
Wahrscheinlich war ich zu dieser Zeit der liebste Sohn der Welt. Mein Zimmer war picobello aufgeräumt, beim Abwasch half ich gerne. Ende der 80er Jahre war es, als ich mit Mama und Papa tagelang verhandelte, um ja unter der Woche auch noch die 2. Halbzeit eines Europapokalspiels sehen zu dürfen. 

Es waren Spiele des FC Bayern München, die da nachts über unseren Fernseher flimmerten. Rudimentär kann ich mich an das Endspiel im Landesmeistercup 1987 zwischen dem FC Porto und den Bayern erinnern. 2:1 gewannen die Portugiesen. Keine Ahnung, ob ich da traurig war. Es war wohl die erste große Niederlage meines Vereins.

Sehr genau werden die Erinnerungen an die Duelle mit Roter Stern Belgrad im Halbfinale anno April 1991. 1:2 wurde das Hinspiel im Münchner Olympiastadion vergeigt, im Rückspiel reichte es nur zu einem 2:2-Unentschieden. Wieder kein internationaler Titel.

Klar, auf nationaler Ebene wurden Titel in schöner Regelmäßigkeit errungen. Einer Meisterschaft folgte im Schnitt spätestens zwei Jahre darauf die nächste. In meinem Kinderzimmer hing ab Mitte 1987 ein Mannschaftsposter der Bayern (wohl aus dem legendären kicker-Sonderheft zur neuen Saison) mit der Unterschrift: „Der neue Rekordmeister“.

Die Leidenschaft endgültig entfacht haben die ersten Live-Spiele im Stadion beispielsweise bei den Auftritten im DFB-Pokalfinale in meiner Berliner Heimat. Selbst für den Fuji-Cup, den Supercup, Sponsorenturniere wie den Opel-Cup oder das DFB-Hallenmasters in der Winterpause konnte ich mich begeistern. Verrückt.

In dieser Zeit, es war Mitte der 90er Jahre, fing ich an auch zu Auswärtsspielen zu fahren. Zunächst innerhalb Deutschlands, dann auch zu Europapokalspielen. Das Geld zum 18. Geburtstag, das ich wie meine Geschwister eigentlich für den Führerschein von meinen Eltern bekam, investierte ich lieber in Fußballreisen. Ich war zwar nie ein Ultra oder besonderer Groundhopper, aber ein bisschen stolz auf die Reisen bin ich schon.

Dann kam 1999. Der 26. Mai. Eigentlich fing es zwei Tage früher an. Mit zwei Freuden im Privat-PKW von Berlin nach Frankfurt am Main. Ab dort in einem von einem FC-Bayern-Fanclub gemieteten Reisebus zwanzig Stunden in den Süden. Ziel: Barcelona, Camp Nou. Finale der Champions League, Manchester United versus FC Bayern München. 0:1, 6. Minute, Mario Basler. 1:1, 91. Minute, Teddy Sheringham. 2:1, 93. Minute, Ole Gunnar Solskjær.

Die Mutter aller Niederlagen. Das tat weh, und tut es eigentlich bis heute. Zwei Jahre später war ich in Mailand, als das Finale gegen den FC Valencia im Elfmeterschießen 5:4 gewonnen wurde. Aber wer spricht heute schon von Siegen? Viel eher noch von der 0:2-Pleite im Finale 2009/2010 gegen Inter Mailand – ich mittenmang. Oder, auch sehr bitter, vom Finale dahoam gegen den FC Chelsea vor elf Monaten.

„Du Erfolgsfan! wie oft musste ich mir dies anhören? Ehrliche Fanleidenschaft gibts eh nur bei unterklassigen Vereinen ab Liga vier abwärts! – noch so eine weit verbreitete Meinung. Aber es ist nun mal mein Verein. Ich habe das Gefühl, nicht ich habe mir den Verein ausgesucht, sondern der Verein mich. 

Meine Bayern verlieren selten (oder derzeit fast nie). Aber dies soll ein Argument gegen mein Empfinden sein? Dies soll mein Barcelona-99-Trauma besiegen? Ich bitte dich. Schmerzen sind immer subjektiv. Ähnlich wie die Liebe. Lieben, leiden – Zufall, dass diese Wörter fast identisch sind? 

Und jetzt die Hoeneß-Story. Unfassbar, Götterdämmerung. Dann Borussia Dortmund, die uns in den letzten Jahren fast jeden Nerv und Titel geraubt haben. Die fast greifbare Angst am Ende dieser perfekten Saison das allerletzte Spiel, das dritte Champions-League-Finale in vier Jahren, ausgerechnet gegen die Borussen zu verlieren. Das soll keine Leidenschaft sein?

Und dann kam heute Barcelona. Die beste Mannschaft des Planeten mit Lionel Messi, dem unbestreitbar besten Spieler unserer Galaxis. Die hauen wir mal eben 4:0 weg. Mein Spiel des Jahrzehnts. Da wird sehr lange nichts mehr ranreichen. Was für ein Verein, dieser FC Bayern München. 

Ich glaube, das ist Liebe. 


tl;dr: Viernull gegen Barcelona. Das Spiel des Jahrzehnts. Der Versuch einer Einordnung eines aufgewühlten Bayern-Fans. Oder: Der Versuch einer Liebeserklärung.


Freitag, 19. April 2013

REISEBERICHT 

Unión Deportiva
Las Palmas S.A.D.

Ich habe letzte Woche Urlaub auf Gran Canaria gemacht. Da habe ich es mir nicht nehmen lassen, beim örtlichen Hauptstadtclub Unión Deportiva Las Palmas S.A.D., kurz UD Las Palmas, vorbeizuschauen. Die sind derzeit im Aufstiegskampf in die erste spanische Liga. Gegner am 34. Spieltag war mit Hercules Alicante ein Team, das sich mitten im Abstiegskampf befindet.

Ein paar Bilder des Spiels und des Stadions Estadio de Gran Canaria habe ich Euch mitgebracht – siehe unten in der flickr-Bildergalerie (direkter Link).

Ist ja schon ein kleines Abenteuer alleine in einer fremden Stadt ins Stadion zu gehen. Den Weg dorthin hatte ich ein wenig unterschätzt, die Vulkaninsel nennt so einige anstrengende Hügelchen ihr Eigen. Mit Anpfiff war ich an der Spielstätte und erst einmal beeindruckt und überrascht zugleich. Den Wikipedia-Artikel über das größte Stadion der Kanaren hatte ich natürlich vorab gelesen – da stand aber nichts davon drin, dass auch zehn Jahren nach Eröffnung immer noch gebaut wurde. Aber als Berliner ist man ja einiges gewöhnt.

Das Stadion: Das weite Rund mit seinen vier Flutlichtmasten ist wirklich eine Augenweide. Ganz anders als die modernen Multifunktionsarenen, die heutzutage überall vor Welt- und Europameisterschaften errichtet werden. Hier steht noch eindeutig der Sport im Mittelpunkt. Leider gibt’s eine Tartanbahn für Leichtathletik-Wettbewerbe, aufgrund der Wirtschaftslage aber nachvollziehbar beides in einem Bau zu verbinden.

Das Publikum: Hey, das ist eine grandiose Sonneninsel. Kaum vorstellbar, dass man hier ohne gute Laune auf den Rängen verweilt. Sonne satt, allerbestes Fußballwetter! Und dem passen sich auch die Heimfans an. Aber was heißt Fans? Eigentlich war es mehr ein Dorffest als ein aus Deutschland bekanntes Fußballpublikum. Es tümmelten auf den Rängen Familien, Kindergruppen, Frauen im Prenzlauer-Berg-Style (ergo mit Kinderwagen), Senioren auf Krücken – ein wahrer Querschnitt der Bevölkerung. Der Altersdurchschnitt lag geschätzt nicht viel über 25. Im Stadion gibt es 31.250 Sitzplätze, die offizielle Zuschauerzahl wurde mit 23.673 angegeben. Was aber sicherlich weit untertrieben ist. Wahrscheinlich waren die vielen Kids ohne Billet dabei und zählten somit nicht in die Statistik.

Die Gäste: Es gibt hier kaum Auswärtsfans. Die müssen ja auch vom spanischen Festland zwischen 1.400 und 2.300 Kilometer pro Strecke zurücklegen. Während der Partie hat es jedoch auch keine Situation gegeben, die die Alicantiner motiviert hätte laut auf sich aufmerksam zu machen. Also entweder waren tatsächlich keine da oder einfach nur still. Aber dieses Phänomen kennt man ja auch in Deutschland bei Heimspielen gegen Sandhausen, Hoffenheim und Co.

Die Atmosphäre: Bei solch einem Auditorium befürchtete ich Schlimmstes: Volksfest- statt wirklich interessiertes Fußballpublikum. Das war aber unbegründet. Die kleine Gruppe der Ultra-Gruppierung feuerte über die gesamte Spielzeit ihr Team an und steckte immer auch die anderen Fans im Stadion mit an. Ständig erwischte ich mich dabei mitsingen zu wollen, waren die Melodien aus unseren Breitengraden mir doch wohlbekannt. Nur mit den Texten haperte es natürlich. Schöne Nebenbemerkung: Im ganzen Stadion waren vielleicht 20 Polizisten und 30 Ordner zu sehen. Sowas von friedlich aber auch, Respekt!

Das Spiel ist schnell erzählt. Die Aufstiegsaspiranten dominierten die Begegnung nach Belieben. Fast die gesamten 90 Minuten hielt Las Palmas den Ball in den eigenen Reihen. Desaströs war die Chancenverwertung. Außer einem Aluminiumtreffer und fünf (!) nicht gegebenen Elfmetern stand am Ende nichts zu Buche. Der etwas überfordert wirkende Schiedsrichter mit dem schönen Namen Pedro Sureda Cuenca (übrigens wohl der kleinste Referee, den ich je gesehen habe) verteilte munter gelbe Karten – neun Stück an der Zahl. Immerhin war hier alles dabei. Verwarnt wurden die Spieler wegen Fouls, Meckern, Handspiel, Schwalbe und Spielverzögerung. Alicante tat so ziemlich nichts für das Spiel. Deren Taktik war einzig und allein auf das Halten des 0:0 ausgelegt. Hat ja auch geklappt.

Mein Fazit: Ganz großer Fußball wurde nicht geboten. Ein Heimsieg meines neuen Lieblingsvereins in der 2. spanischen Liga (jeder sollte einen haben!) konnte ich nicht bejubeln. Das war es aber schon mit den negativen Eindrücken. Das Stadion ist auf faszinierende Weise old school und modern zugleich. Die Zuschauer freundlich bis überschwänglich. Alles in allem wie gemacht für einen Traumurlaub: erfrischend, leicht, nicht verbissen, sonnig. Ein toller Trip! Unbedingt hingehen, wenn du mal auf der Insel bist.