Freitag, 19. April 2013

REISEBERICHT 

Unión Deportiva
Las Palmas S.A.D.

Ich habe letzte Woche Urlaub auf Gran Canaria gemacht. Da habe ich es mir nicht nehmen lassen, beim örtlichen Hauptstadtclub Unión Deportiva Las Palmas S.A.D., kurz UD Las Palmas, vorbeizuschauen. Die sind derzeit im Aufstiegskampf in die erste spanische Liga. Gegner am 34. Spieltag war mit Hercules Alicante ein Team, das sich mitten im Abstiegskampf befindet.

Ein paar Bilder des Spiels und des Stadions Estadio de Gran Canaria habe ich Euch mitgebracht – siehe unten in der flickr-Bildergalerie (direkter Link).

Ist ja schon ein kleines Abenteuer alleine in einer fremden Stadt ins Stadion zu gehen. Den Weg dorthin hatte ich ein wenig unterschätzt, die Vulkaninsel nennt so einige anstrengende Hügelchen ihr Eigen. Mit Anpfiff war ich an der Spielstätte und erst einmal beeindruckt und überrascht zugleich. Den Wikipedia-Artikel über das größte Stadion der Kanaren hatte ich natürlich vorab gelesen – da stand aber nichts davon drin, dass auch zehn Jahren nach Eröffnung immer noch gebaut wurde. Aber als Berliner ist man ja einiges gewöhnt.

Das Stadion: Das weite Rund mit seinen vier Flutlichtmasten ist wirklich eine Augenweide. Ganz anders als die modernen Multifunktionsarenen, die heutzutage überall vor Welt- und Europameisterschaften errichtet werden. Hier steht noch eindeutig der Sport im Mittelpunkt. Leider gibt’s eine Tartanbahn für Leichtathletik-Wettbewerbe, aufgrund der Wirtschaftslage aber nachvollziehbar beides in einem Bau zu verbinden.

Das Publikum: Hey, das ist eine grandiose Sonneninsel. Kaum vorstellbar, dass man hier ohne gute Laune auf den Rängen verweilt. Sonne satt, allerbestes Fußballwetter! Und dem passen sich auch die Heimfans an. Aber was heißt Fans? Eigentlich war es mehr ein Dorffest als ein aus Deutschland bekanntes Fußballpublikum. Es tümmelten auf den Rängen Familien, Kindergruppen, Frauen im Prenzlauer-Berg-Style (ergo mit Kinderwagen), Senioren auf Krücken – ein wahrer Querschnitt der Bevölkerung. Der Altersdurchschnitt lag geschätzt nicht viel über 25. Im Stadion gibt es 31.250 Sitzplätze, die offizielle Zuschauerzahl wurde mit 23.673 angegeben. Was aber sicherlich weit untertrieben ist. Wahrscheinlich waren die vielen Kids ohne Billet dabei und zählten somit nicht in die Statistik.

Die Gäste: Es gibt hier kaum Auswärtsfans. Die müssen ja auch vom spanischen Festland zwischen 1.400 und 2.300 Kilometer pro Strecke zurücklegen. Während der Partie hat es jedoch auch keine Situation gegeben, die die Alicantiner motiviert hätte laut auf sich aufmerksam zu machen. Also entweder waren tatsächlich keine da oder einfach nur still. Aber dieses Phänomen kennt man ja auch in Deutschland bei Heimspielen gegen Sandhausen, Hoffenheim und Co.

Die Atmosphäre: Bei solch einem Auditorium befürchtete ich Schlimmstes: Volksfest- statt wirklich interessiertes Fußballpublikum. Das war aber unbegründet. Die kleine Gruppe der Ultra-Gruppierung feuerte über die gesamte Spielzeit ihr Team an und steckte immer auch die anderen Fans im Stadion mit an. Ständig erwischte ich mich dabei mitsingen zu wollen, waren die Melodien aus unseren Breitengraden mir doch wohlbekannt. Nur mit den Texten haperte es natürlich. Schöne Nebenbemerkung: Im ganzen Stadion waren vielleicht 20 Polizisten und 30 Ordner zu sehen. Sowas von friedlich aber auch, Respekt!

Das Spiel ist schnell erzählt. Die Aufstiegsaspiranten dominierten die Begegnung nach Belieben. Fast die gesamten 90 Minuten hielt Las Palmas den Ball in den eigenen Reihen. Desaströs war die Chancenverwertung. Außer einem Aluminiumtreffer und fünf (!) nicht gegebenen Elfmetern stand am Ende nichts zu Buche. Der etwas überfordert wirkende Schiedsrichter mit dem schönen Namen Pedro Sureda Cuenca (übrigens wohl der kleinste Referee, den ich je gesehen habe) verteilte munter gelbe Karten – neun Stück an der Zahl. Immerhin war hier alles dabei. Verwarnt wurden die Spieler wegen Fouls, Meckern, Handspiel, Schwalbe und Spielverzögerung. Alicante tat so ziemlich nichts für das Spiel. Deren Taktik war einzig und allein auf das Halten des 0:0 ausgelegt. Hat ja auch geklappt.

Mein Fazit: Ganz großer Fußball wurde nicht geboten. Ein Heimsieg meines neuen Lieblingsvereins in der 2. spanischen Liga (jeder sollte einen haben!) konnte ich nicht bejubeln. Das war es aber schon mit den negativen Eindrücken. Das Stadion ist auf faszinierende Weise old school und modern zugleich. Die Zuschauer freundlich bis überschwänglich. Alles in allem wie gemacht für einen Traumurlaub: erfrischend, leicht, nicht verbissen, sonnig. Ein toller Trip! Unbedingt hingehen, wenn du mal auf der Insel bist.



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