Montag, 19. August 2013

Vorbemerkung: Schreibe ich Samstag oder Sonnabend? Allein der Begriff für den sechsten Tag in den meisten unserer Kalender ist so heftig umstritten wie zuletzt nur die DDR-Anführungsstriche oder das Idiotenapostroph. Mein persönlicher Kompromiss in diesem Text: Abwechslung!

Meine normale Wochenend-Aufteilung.
Am Ende einer regulären Arbeitswoche sind Millionen Deutsche erschöpft. Oftmals bekomme ich samstags kaum was geregelt. Kurz vor Ladenschluss, also in meinem Fall gegen dreiundzwanzig Uhr siebzehn, raffe ich mich endlich auf und muss mich sputen, um noch dreilagiges Toilettenpapier oder eine Banane im Supermarkt um die Ecke kaufen zu können. Weil ja am Sonntag nix geöffnet hataußer den Spätis, die es ja nur in den Mega-Citys gibt.

Dann ist Sonnabend in den meisten Regionen noch Markttag. Viele brechen an dem Tag in den Urlaub auf, kommen an oder zurück. Samstag ist Bundesliga – ergo eh der Feiertag der Woche für die Fußball-Fans. Und jeder, der an diesem Tag schon einmal bei IKEA war, kann es bestätigen: Der Sonnabend ist der stressigste Tag der Woche.

Ich habe keine belastbaren Daten, bin mir aber sicher, dass am Samstag die meisten Morde verübt, die meisten Ehen gebrochen, die meisten süßen Katzen gequält und die meisten Verspätungen bei der Bundesbahn angehäuft werden. Entlastet den Tag! Jetzt!

Dagegen der Sonntag. Totenstille in deutschen Fußgängerzonen. Todesangst vor dem nahenden Montag bei Millionen Arbeitnehmern, Studenten, Schülern und Kindergartenkindern. Warum kann dieser wichtige Tag, an dem ja auch meist das beste Wetter ist, nicht einige der Aufgaben des Sonnabends übernehmen?

Es wäre so einfach: Tauscht einfach den Samstag mit dem Sonntag! Und alles wird gut.

Noch ein historisch-politisches Knaller-Argument: Wir Deutsche sollten uns mehr auf unsere christlich-jüdischen Wurzeln besinnen. Bei Juden ist traditionell der Samstag, der Sabbat, der heilige Wochentag. Im Islam wird der Freitag geehrt. Verlegen wir unseren Feiertag also auf Samstag, kann das ohne Umschweife als ein aufeinander zugehen der Weltreligionen interpretiert werden.


tl;dr: Wochenenden arten nicht selten in puren Stress aus. Alles, was unter der Woche nicht geht, muss am Samstag erledigt werden. Dabei geht es auch anders. Ein Plädoyer für den Tausch von Sonnabend und Sonntag.


Donnerstag, 15. August 2013


Schönstes Wahlplakat des Jahres: Zeigen, wo es lang geht.
Im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf bewirbt sich Karl-Georg Wellmann von der CDU um das Direktmandat für den Deutschen Bundestag. Wie man hört liest sind seine Aussichten ganz ordentlich, seine Bilanz wird selbst vom politischen Gegner kaum kritisiert.

Und dennoch hat er sich den Fauxpas des bisherigen Wahlkampfes geleistet. Wellmann streckt dem Wähler auf seinen Plakaten den Mittelfinger entgegen.

Oben lächelt der Kandidat, unten erinnert die URL an den Internetauftritt, rechts wird „Für Steglitz-Zehlendorf“ geworben, doch links obszöniert der Stinkefinger.


Alle, denen ich dieses Plakat gezeigt habe, reagierten belustigt und (!) fassungslos. Wie kann so etwas passieren? Ich wage einen Erklärungsversuch.

Wahlkampfteams sind exklusive Zirkel. Zwar benötigt jede Partei und jeder Kandidat ein möglichst großes Heer an ehrenamtlich Aktiven (Applaus dafür!), den Kreis der wirklichen Entscheider kann man aber an einer Hand abzählen.

Ob es um die Kandidatenhomepage, den Wahlkampfflyer oder das Plakatmotiv geht, zu Gesicht bekommt das Gros der Wahlkampfhelfer die
Werbemittelchen erst, wenn es zu spät ist.

In der typischen Wahlkampfrunde für das Kandidatenportrait hat man etwa zehn Motive zur Auswahl. Lange wird um das richtige Bild, den korrekten Bildausschnitt und natürlich den schlagkräftigsten Slogan gerungen. Erfahrungsgemäß steht aber nur eines im Mittelpunkt: der bestmöglichstsympathischste Gesichtsausdruck, mit dem man den Wähler zu überzeugen hofft.

Ich kritisiere das nicht, das kann man so machen. So entstehen aber diese eigentlich unverzeihlichen Fehler.


Man es auch anders, besser machen. Nur zwei Beispiele: In den Wahlkampfwikis der Piratenpartei konnten die Mitglieder über Entwürfe diskutieren und sogar eigene Vorschläge hochladen. Die junge CSU-Kandidatin Katrin Albsteiger lies über ihre beiden finalen Plakat-Entwürfe auf Facebook abstimmen.

Beide Wege garantieren, dass ein Stinkefinger-Lapsus so nicht passiert. Beide Wege motivieren darüberhinaus die eigene Anhängerschaft ungemein. Wenn ich das Plakat aufhänge, an dem ich mit gearbeitet habe, über das ich mit entscheiden konnte, macht die ehrenamtliche Arbeit gleich doppelt Spaß.

Viele Menschen sind heute nicht mehr bereit sich langfristig an eine Partei (beliebig ersetzbar: eine Kirche, eine Gewerkschaft, einen Lebenspartner, eine Automarke, etc.) zu binden. Punktuell wollen sie aber mitmachen, mit entscheiden. Das kann man doof finden. Oder aber man öffnet sich dieser stark wachsenden Gruppe.

Letztendlich bedeutet dies Macht- und Kontrollverlust. Nicht mehr ich oder wir wenige bestimmen, sondern viele. Dass dieser Weg zu mehr Transparenz aber alternativlos ist, zeigt sich ganz aktuell im Süden Berlins. Und nicht nur hier, sondern auch hier, hier, hier, hier und hier.


tl;dr: Der Stinkefinger von Steglitz-Zehlendorf ist ist nur vordergündig ein Thema aus der Rubrik Wahlkampf. Eigentlich geht's um Macht und Transparenz. Ein Erklärungsversuch.


Freitag, 9. August 2013


Das Logo der Fußball-Bundesliga.
Der Ball rollt wieder. Freitagabend um 20.30 Uhr starten Titelverteidiger Bayern München und Borussia Mönchengladbach in die neue Bundesliga-Saison. Endlich wieder richtiger, ehrlicher Wettbewerb und keine Audi-Franz-Beckenbauer-Super-Telekom-Uli-Hoeneß-Fuji-Cup-Spiele mehr.

Vor der letzten Saison hatte ich weniger an das Triple des FC Bayern als an den Titel-Hattrick des BVB geglaubt (alles hier nachzulesen). Darüber hält sich mein Ärger jedoch arg in Grenzen.

Vergleicht man meine damalige Tipp-Tabelle mit der wahren Abschlusstabelle, schneide ich so schlecht nicht ab. Zwar habe ich nur eine Platzierung vollkommen korrekt vorhergesagt (FÜH), aber bei vier weiteren Teams lag ich nur einen Rang daneben (BVB, MGB, H96, FCA), bei fünf nur zwei Plätze (S04, FCB, M05, FCN, F95), bei dreien genau drei Ränge (LEV, HSV, SVW).

Aus meiner Sicht überrascht hatten mich negativ Wolfsburg (-6 Plätze), Hoffenheim (-7 Plätze) und Stuttgart (-8 Plätze). Weit positiver als gedacht schnitten Frankfurt (+7 Plätze) und Freiburg (+9 Plätze) ab.

Jetzt geht's in die neue Runde. Hier mein Tipp für die Spielzeit 2013/14:

  1. Bayern München (M, P)
  2. Bayer 04 Leverkusen
  3. FC Schalke 04
  4. Borussia M'gladbach
  5. Borussia Dortmund
  6. VfL Wolfsburg
  7. VfB Stuttgart
  8. SC Freiburg
  9. 1899 Hoffenheim
  10. Hannover 96
  11. Hamburger SV
  12. 1. FSV Mainz 05
  13. Eintracht Frankfurt
  14. Hertha BSC (N)
  15. Werder Bremen
  16. FC Augsburg
  17. 1. FC Nürnberg
  18. Eintracht Braunschweig (N)

Bonus: Auf den ersten drei Plätzen in der 2. Liga sehe ich den 1. FC Kaiserslautern, den VfL Bochum und den TSV 1860 München. Also keinen der Absteiger aus der letzten Saison.

Was ist dein Tipp? Bitte notiere doch deine Platzierungen hier unten in den Kommentaren. Der beste Tipp wird auch prämiert!


tl;dr: In meiner Bundesliga-Prognose verteidigen die Bayern ihren Titel. Leverkusen, Schalke und Gladbach folgen, Dortmund rutscht auf Platz fünf ab. Augsburg rettet sich in die Relegation, Braunschweig und Nürnberg müssen direkt absteigen.


Dienstag, 6. August 2013

DER GROßE MATE-TEST 

Es muss nicht immer Club-Mate sein. Die Versuchskaninchen, hübsch drapiert. 

Den wärmsten Tag des Jahres sich literweise erfrischende Mate reinziehen. Ist nur ein Traum? Mitnichten! Am Sonntag (28. Juli) habe ich mich mit Anja, Pauline und Lorenz zum großen Mate-Test getroffen. Im Weinbergspark haben wir elf verschiedene Mate-Tees gesoffen verköstigt – bis die Maus kam.

Leider hat dieser Text eine Woche länger gedauert als angekündigt. Zu viel Stress im Beruf, zu heißes Wetter und vor allem eine nahezu schlaflose Nacht nach dem Test und vor meiner Hammer-Arbeitswoche waren Schuld. Also, liebe Kinder, wenn ihr in den nächsten Tagen viel zu tun habt: Nicht nachmachen!

Zunächst gibt's eine Übersicht der getesteten Getränke. Elf verschiedene Mate-Tees konnten wir am Vortag besorgen. Wir wissen, es gibt noch andere Produkte, diese waren aber entweder ausverkauft oder in den umliegenden Märkten gar nicht gelistet. Wer also Bock hat, beispielsweise
  • Club-Mate Granat
  • Club-Mate Winter-Edition
  • Mate Tee Guarana
  • Mate Tee Figur Fit
  • Top Mate Strong Edition
  • Top Mate Ice Tea
  • Top Mate Alternativ Cola oder
  • Buenos Lapacho - Finest Ice Tea
zu testen, kann mir ruhig seine Erfahrungen schicken. Ich bin gespannt!


Fast wissenschaftlich haben wir die Mate-Tees in elf verschiedenen Kategorien auf Herz und Nieren getestet. Uns war nicht nur der bloße Geschmack wichtig, nein auch die Farbe oder der Prickel-Faktor sollten unsere Beachtung finden. Jeder von uns Testern konnte eine Note zwischen 1 (eklig) und 5 (dufte) vergeben. Der Mittelwert wurde dann auf volle oder halbe Zahlen gerundet. Die Addition dieser Punkte ergibt das Gesamtergebnis.

Was ziemlich spannend ist: Die originale Club-Mate riecht scheußlich. Mir ist das nie aufgefallen, aber als wir unsere Näschen in den Flaschenkopf und unsere Becher hielten, waren wir ob des Geruchs doch sehr überrascht. Daraus entwickelte ich eine Theorie, warum vielen die Club-Mate erstmal nicht schmeckt. Wahrscheinlich verlassen wir uns beim ersten Probieren unbewusst zu sehr auf unsere Nase. Erst wenn wir die Mate mehrfach konsumieren, hat sich unser Gehirn an den Duft gewöhnt. Dann treten die wahren Vorzüge in den Vordergrund und wir können Club-Mate ganz ohne störenden Nebengerüche genießen. Klingt nicht unlogisch, oder?

Zwei Eis-Tees, zwei Cola-Mischgetränke, ein richtiger Tee (leicht gekühlt) und sechs mehr oder weniger originale Mate-Getränke wurden also bewertet. Hier nun das mit Spannung erwartete Ergebnis:


Kaufen & saufen!
Unser Testsieger. 
Fazit: Die einzige Bio- und Fairtrade-Marke im Wettbewerb, die ChariTea Mate, ist unser Testsieger. Nahezu gleichauf folgen die Buenos Mate - Finest Ice Tea und die BioZisch Mate. Jede der drei Getränke hat ihre Stärken und kaum Schwächen. Mit allen kommt man sehr gut durch den heißen Sommer, aufregende Partynächte oder anstrenge Arbeitssitzungen.

Gute Mittelfeldplätze nehmen die Mio Mio Mate und der Platzhirsch Club-Mate ein. Beide bekommen im Vergleich zum Spitzentrio allerdings kleinere Minuspunkte, mit denen man durchaus leben kann.

Die nächste Gruppe führen die Cola-Mischgetränke an: Mate-Cola vor Club-Mate Cola sowie Club-Mate IceTea Kraftstoff vor Top Mate. Eine Kaufempfehlung gibt's von uns nicht. Diese vier konnten nicht recht überzeugen, wenn auch alle einen guten Wach-Mach-Faktor besitzen.

Von Rio Mate - strong - und Mate Tee Grün solltet ihr besser euren Oesophagus schützen. Es sei denn, ihr steht auf eingeschlafene Füße. Beide Produkte könnte man besser als Medizin verkaufen, daran erinnern sie nämlich entfernt. Sexy schmeckt anders.

Der ganze Test war ein großer Spaß. Knapp dreieinhalb Liter Mate am Stück zu trinken aber auch große eine Herausforderung. Anja schwört heute Stein und Bein, nie wieder Mate zu trinken. Ich selbst brauchte ein paar Tage, bis ich mich der Reste im Kühlschrank annehmen wollte. Ohja doch: Schmeckt mir immer noch.

Achso: Meine innere Rechtsabteilung drängt mich noch darauf hinzuweisen, dass alle Ergebnisse freilich nur subjektiv sind.

Ein besonderer Dank gilt dem großen @dembowskibvb für die Headline-Idee und dem Nola's am Weinberg für die Erledigung kleiner menschlicher Bedürfnisse während des Tests.


tl;dr: 4 Personen, 4 Stunden, 11 verschiedene Mate-Getränke, 11 Kategorien, 1 schlaflose Nacht, 1 Testsieger: Der große MateTest fand einen würdigen Sieger.