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Montag, 30. Juni 2014

FUSSBALL-REFORMEN (1) 

Machen 40 Schiedsrichter 'ne Party 
Fußball ist ein geniales Spiel. Die Regeln sind im Grundsatz global gültig und von den obersten Profiligen bis unten zu Hartplatzbolzern der Kreisligen identisch. Nur wenige Reformen waren im Laufe der Zeit notwendig, um das Spiel attraktiver zu machen. Die Einführung des Elfmeterschießens, der gelben und roten Karte, der Rückpassregel und andere haben das Spiel nie im Kern getroffen. Das ist gut und soll auch so bleiben.

Dennoch würde ich mir ein paar Änderungen wünschen. Viel mehr als Kosmetik ist es zwar nicht, aber meines Erachtens könnten sie dazu beitragen, das Spiel noch interessanter und gerechter zu machen.


1. Weg mit der Torlinientechnik!
Sie ist der heißeste Shit bei dieser WM. Sie kommt aus Deutschland (von der Firma GoalControl GmbH aus dem Aachener Vorort Würselen). Viele können nicht genug von mir ihr bekommen. Und dennoch bin ich strikter Gegner der Torlinientechnik.

Fußball lebt nicht nur von Emotionen, sondern auch von Fehlentscheidungen und Legendenbildung. Klar, es geht hier mittlerweile um viele, viele Millionen, aber dennoch ist und bleibt es hoffentlich ein Spiel.

Diese Torlinientechnik ist so teuer (rund 300.000 Euro pro Stadion), dass sie nur in den oberen Spielklassen eingeführt werden kann. Und das finde ich grundsätzlich nicht in Ordnung. Das Tor ist in jeder Klasse gleich groß, jede Mannschaft spielt mit der gleichen Anzahl Spieler und auch Tor sollte überall sein, wenn der Schiedsrichter (gerne in Zusammenarbeit mit seinen Assistenten) auf Tor entscheidet.

Außerdem geht mir die Technikhörigkeit etwas auf den Senkel (Puh, endlich mal Kulturpessimismus von mir)! Jede Technik kann manipuliert werden, jede Technik ist fehleranfällig. Und diese Diskussionen, die wir dann haben, wenn in einem wichtigen Spiel selbst die Torlinientechnik uns kein klares Ergebnis zeigt, will ich nicht unbedingt haben. Und diese kommt. Ganz sicher.


2. Führt Zeitstrafen ein!
Fehlverhalten kann ein Schiedsrichter heute nur mit Freistoß, gelber oder roter Karte ahnden. Die Bandbreite bei Verstößen gegen das Regelwerk (aktuelle DFB-Regeln können hier als PDF heruntergeladen werden) ist aber viel größer.

Spielverzögerungen oder das Trikotausziehen beim Tor-Jubeln werden heute kaum mit Gelb geahndet, weil die Strafe im Vergleich zu groben Fouls den meisten Schiedsrichtern viel zu hart erscheint. Eine praktikable Lösung wäre die Einführung von Zeitstrafen, wie sie es beim Eis- oder Feldhockey schon lange gibt.

Ein Beispiel: Für eine wiederholte Spielverzögerung sollte es fünf Minuten Zeitstrafe für den Spieler (verzögert der Torwart, sollte ein vom Mannschaftskapitän zu bestimmender Feldspieler als Ersatz rausgehen) geben. Sofortige Konsequenz: Ein Spiel würde sicherlich nicht mehr arg verzögert werden. In der Schlussphase einen Mann weniger auf dem Platz zu haben, erscheint weniger lukrativ als paar Sekunden zu schinden.

Fliegt doch einer kurzfristig vom Platz, würde das Spiel taktisch reizvoller, weil sich eben eine der Grundvoraussetzungen des Spiels, das elf gegen elf, kurzfristig ändern würde.


3. Keine Gelbsperren im Finale!
Bei dieser WM wird es nicht passieren, in der UEFA Champions League ist es aber schon oft vorgekommen. Ein Spieler sieht im Achtelfinale eine gelbe Karte wegen eines dummen Fouls und im Halbfinale wegen einer umstrittenen Handspiel-Entscheidung des Schiedsrichters die gelbe Karte. Konsequenz: Er fehlt im Finale.

Besonders brutal war dies beim Champions-League-Finale 2012. Mit Luiz Gustavo, David Alaba und Holger Badstuber (alle FC Bayern München) sowie Raul Meireles, Branislav Ivanovic und Ramires (alle FC Chelsea) waren gleich sechs Spieler gesperrt.

Die Idee dahinter ist ja ganz gut. Jemand, der oftmals gelbwürdig gegen das Regelwerk verstößt, soll nicht immer nur mit einer Verwarnung davonkommen. In der Bundesliga setzt man nach der fünften Gelben für ein Spiel aus, bei großen internationalen Turnieren oder im Europacup nach der zweiten.

Wenn zwei Klubs oder Nationen ein großes Finale erreichen, sollen bitteschön auch die jeweils besten auf dem Platz stehen. Die aktuelle Regelung um den Passus „nach dem Halbfinale werden alle Gelbsperren für ein Spiel ausgesetzt“ zu ergänzen, kann so schwer nicht sein. Ich halte das auch für die Spieler nur menschlich fair. Wie oft hat denn ein Fußballer mal die Chance, ein Finale zu erreichen?


4. Verkleinert die Europameisterschaft!
Als Pendant zur Fußball-WM hatte ich die Endrunde zur Europameisterschaft lieb. Das Teilnehmerfeld war überschaubar, die meisten Spieler waren mir ein Begriff, es gab quasi nur Topspiele.

Von 1960 bis 1976 spielten nur vier Länder um den Titel. Von 1980 bis 1992 gab es acht Mannschaften, die sich für die Endrunde qualifizierten. In den Turnieren 1996 bis 2012 waren dann schon 16 Teams am Start. Bei der nächsten EM 2016 in Frankreich wird die Rekordzahl von 24 Teilnehmern erreicht.

Die UEFA kann mit diesem großen Turnier natürlich viel mehr Geld einnehmen. Die EM ist damit aber nur noch die kleine (europäische) WM-Schwester, nicht mehr die eigentlich spielerisch anspruchsvollere.

Mir gefällt es aber auch aus sportpolitischen Gründen nicht: Diese Mega-EM kann von kleineren Staaten nicht mehr alleine gestemmt werden. Die Kosten für die Stadien und die Infrastuktur sprengen jeden vernünftigen Rahmen. Schade drum, hier wäre weniger mehr.


Reaktionen: Wie Ihr denkt – aktueller Stand (01.07.14, 18:30 Uhr) bei Twitter & Facebook:
1. 4 x Ja, 1 x Remis, 9 x Nein
2. 9 x Ja, 2 x Remis, 4 x Nein
3. 3 x Ja, 2 x Remis, 8 x Nein
4. 7 x Ja, 2 x Remis, 5 x Nein 
Vorschau: In einem zweiten Teil wird es um den DFB-Pokal gehen, im dritten bald um die Bundesliga und den Europapokal.


tl;dr: Ein paar Forderungen an den Fußball: Weg mit der Torlinientechnik! Führt Zeitstrafen ein! Weg mit den Gelbsperren im Finale! EM mit 8 Ländern!



Dienstag, 29. April 2014

BAYERN-SAISON 2013/2014 

Um ihn geht's: Jungs, erobert das Ding erneut!
Die Bayern scheiden heute im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid aus. Sagt mir mein Gefühl. Seit Tagen überwiegt bei mir der Pessimismus. Und das kommt seltener vor als Bayern-Niederlagen im Jahr 2013.

Die Mannschaft ist in den letzten Wochen oftmals nur noch eine Karikatur ihrer selbst. Zwar kommt sie weiterhin auf überragende Ballkontaktwerte, kann diese aber zu selten in Zählbares umsetzen.

Noch nie hat ein Verein seit Einführung der Champions League 1992/1993 den Titel verteidigen können. So wie einst Real Madrid ab 1955/1956 fünfmal den Pott gewann oder die Beckenbauer-Bayern in den 70ern immerhin noch dreimal hintereinander triumphieren konnten wird es wohl nie wieder solche eine Ära im europäischen Vereinsfußball geben.

Die Gewinner des Vorjahres schafften es in den letzten 18 Jahren nur noch ein einziges Mal (Manchester United 2007/08) überhaupt ins Finale. Tendenz: Sie scheiden immer früher aus.

1992/93: Olympique Marseille – nächste Saison: gesperrt
1993/94: AC Mailand – Finale
1994/95: Ajax Amsterdam – Finale
1995/96: Juventus Turin – Finale
1996/97: Borussia Dortmund – Halbfinale
1997/98: Real Madrid – Viertelfinale
1998/99: Manchester United – Viertelfinale
1999/00: Real Madrid – Halbfinale
2000/01: FC Bayern München – Viertelfinale
2001/02: Real Madrid – Halbfinale
2002/03: AC Mailand – Viertelfinale
2003/04: FC Porto – Achtelfinale
2004/05: FC Liverpool – Achtelfinale
2005/06: FC Barcelona – Achtelfinale
2006/07: AC Mailand – Achtelfinale
2007/08: Manchester United  Finale
2008/09: FC Barcelona – Halbfinale
2009/10: Inter Mailand – Viertelfinale
2010/11: FC Barcelona – Halbfinale
2011/12: FC Chelsea – Vorrunde
2012/13: FC Bayern München – ?

Alle große, gar dominierende Mannschaften der letzten Jahre, ob Ajax Amsterdam, Real Madrid oder der FC Barcelona scheiterten also an der Mammutaufgabe Titelverteidigung.

Woran das liegt? Die Leistungsdichte an der Spitze ist heute so eng, dass nicht mehr das spielerische Material den Ausschlag gibt. Das Mentale entscheidet heute über Tod oder Gladiolen.

Um große Titel zu gewinnen, braucht es heute vor allem einen extremen unnachahmlichen Erfolgswillen. Und der stellt sich naturgegeben bei denen eher ein, die den Pokal nur aus großer Nähe kennen. Wer bereits Top of the Pops ist, ruht sich eher auf seinen Meriten aus.

Auch wenn es eigentlich Selbstverständlichkeiten sind: Da stehen im Schnitt Mitte-Zwanzigjährige auf dem Platz. Was die an (medialem) Druck aushalten müssen, können wir uns höchstens entfernt vorstellen. Mit totalem Erfolg umzugehen, ist übrigens nicht viel einfacher als mit häufigen Niederlagen. Der Erwartungsdruck, der auf den Spielern lastet, ist immens hoch. Der Bayern-Viertelfinalgegner Manchester United – klarer aktueller Meister in der starken englischen Premier League – wird sogar allgemein verbindlich zum „Freilos“ abgestempelt.

Unter diesen Begebenheiten ist diese erste Saison unter Trainer Pep Guardiola bereits jetzt ein großer Erfolg. Die Mannschaft hat national fast alle Rekorde gebrochen, wurde quasi im Winter bereits Deutscher Meister. Sie steht im Halbfinale der Königsklasse und kann auch noch den DFB-Pokal gegen den Dauerrivalen Borussia Dortmund erringen. Das ist unter'm Strich die wohl zweitbeste Saison einer deutschen Mannschaft aller Zeiten – überboten nur vor der vorherigen.

Natürlich drücke ich meinem Verein heute die Daumen. Wäre ich im Stadion, würde ich das Team bedingungslos anfeuern  den Trainer inklusive. Vielleicht schafft der FC Bayern ja heute doch noch sein Miracle. Und wenn nicht, bleibt 2013/2014 dennoch ein außergewöhnlicher Erfolg. Dann greifen wir eben im nächsten Mal erneut an.


tl;dr: Der FC Bayern scheidet heute gegen Real Madrid aus – weil die Spieler dem mentalen Druck nicht (mehr) gewachsen sind. Trotzdem ist die Saison ein grandioser Erfolg.


Dienstag, 28. Januar 2014


Dortmund der neue Krisenklub?
Viertes Heimspiel infolge ohne Sieg, 14 Punkte Rückstand (plus ein Spiel) auf Bayern München, die direkte Qualifikation für die Champions League wackelt. Bei Borussia Dortmund liegt einiges im Argen.

Freilich, für Platz drei sollte sich niemand schämen. Doch immer mehr wird deutlich: Anspruch und Wirklichkeit klaffen beim letzten Champions-League-Finalisten derzeit auseinander.


Woher kommt die derzeitige Schwäche des BVB? Einige Argumente, von einem, der zwar den Verein nicht sonderlich mag, das Auf und Ab von Klubs in der Bundesliga aber interessanter findet als eine drohende mögliche Dauer-Dominanz des FC Bayern.


Erstens: Die Verletzten-Misere. Ja, die Dortmunder hat es zuletzt arg erwischt. Aber auch andere Teams (Bayern: Badstuber, Schweinsteiger, immer wieder Robben) kennen solche Phasen.


Zweitens: Irgendwann nutzt sich jeder Trainer ab. Nein, das soll kein Klopp-Bashing werden. Seit seinem Amtsantritt anno 2008 kannte der Verein eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Und Jürgen Klopp ist dabei der Garant. Wie ihm es gelang, neue Talente einzubauen, taktische Maßstäbe in der Bundesliga zu setzen und die Mannschaft immer punktgenau einzustellen und zu motivieren, nötigt selbst mir allergrößten Respekt ab.


Wie er, seine Mannschaft, der Verein und das Umfeld jetzt auf die Schwächephase reagieren, wird dennoch spannend zu beobachten sein. In solch einer Situation sind sicher andere Qualitäten gefragt. Mal schauen, ob Klopp die ebenfalls besitzt.


Drittens: Die Transfers. In den letzten vier Jahren verlor Dortmund wichtige Führungsspieler.

  • 2011/2012 wechselte Nuri Sahin  für 10 Mio. Euro zu Real Madrid.
  • 2012/2013 ging Shinji Kagawa für 16 Mio. Euro zu Manchester United und Lucas Barrios für 8,5 Mio. Euro zum FC Guangzhou Evergrande.
  • 2013/2014 verließ Mario Götze für 37 Mio. Euro den BVB Richtung Bayern München.
  • Und zur neuen Saison folgt ihm Robert Lewandowski – sogar ablösefrei.

Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass ein Verein Abgänge dieser Qualität Jahr für Jahr adäquat ersetzen kann. So ist es bisher fast der beste Beweis kloppscher Trainerkunst, die Entwicklung des Vereins trotzdem kontinuierlich fortgesetzt zu haben. Aber irgendwann geht das nicht mehr. Schon aus statistischen Gründen kann nicht jeder neue Transfer einschlagen. (Man hätte diese Entwicklung auch nahezu korrekt vorhersagen können.)

Diese eine Frage muss ich aber stellen: Warum verlassen jedes Jahr so enorm wichtige Spieler den Verein? An den finanziellen Möglichkeiten kann es nicht ausschließlich liegen. Verein (jedes Jahr Champions League!) und Umfeld (das Stadion! die Fans!) bieten den Spielern doch fast alles, wofür die Spieler ihren Beruf lieben.

Ich bin da selbst etwas ratlos. Jedoch weiß ich eines: Nur wenn der BVB das abstellt, wird er den Bayern auf Jahre Paroli bieten können.



tl;dr: Borussia Dortmund rutscht diese Saison ab, weil es den jahrelangen personellen Aderlass nicht mehr ersetzen kann. Trainer Jürgen Klopp stößt an seine Grenzen.



Dienstag, 7. Januar 2014

REISEBERICHT 

Wembley. Eines der schönsten Fußballstadien der Welt. Leider finden hier nur selten Spiele statt.

Ich bin Dir, lieber Leserin, lieben Leser, noch arg viele Reiseberichte, Fotos und Videos schuldig. Heute mache ich den Anfang und beginne mit Bildern vom wichtigsten Titel des europäischen Vereinsfußballs.

Ende Mai war ich in London und konnte meinen Bayern zuschauen, wie sie sich gegen Borussia Dortmund die Krone aufsetzten. Ein unbeschreibliches Ereignis nach so vielen Final-Niederlagen in den letzten Jahren – und der nervenzerrenden Anreise.

Die Stadt, die ja derzeit häufiger bei Auswärtsfahrern auf dem Programm steht, bot eine eindrucksvolle Kulisse. Fans beider deutschen Klubs säumten die Straßen, die Sonne setzte ihr bestes Gesicht auf, und dann war da ja noch Arjen Robben, der sich tief in die Herzen Herzen der Bayern-Fans schoss.


Fotografische Eindrücke dieser grandiosen Europapokal-Reise gibt es bei flickr (Direktlink) oder hier.

Freitag, 24. Mai 2013


Unser Pokal. Noch Fragen?
The day after, 18 Uhr:  Das Spiel war wahnsinnig nervenaufreibend. Und ich habe fast keine Stimme mehr. Diese Nacht konnte ich auch kaum schlafen. Aber ich bin trotzdem – logisch – tief zufrieden und glücklich. Nach den verlorenen Finals 2010 und 2012 war das auch für mich persönlich wichtig. Wir sind heute auf dem Champions-Fest am Olympiastadion gewesen und wollen wohl noch nach Wimbledon raus. Essen wollen wir heute Abend noch indisch: Chicken tikka masala.

Matchday, 18 Uhr: Man trifft hier Schulfreunde von vor 15 Jahren, die gestrandeten Mitflieger aus Brüssel und viele andere bekannte Gesichter. Großartige Stimmung und Akustik, obwohl bisher nur 10.000 Zuschauer hier drin sind. Das wird heute Nacht ohrenbetäubend. Und die Nervosität kann nicht größer sein. #packmas

Matchday, 13 Uhr: Es ist angerichtet. Wir haben gut geschlafen und bewegen uns jetzt langsam aber sicher nach Wembley. Ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben.

Freitag, 22 Uhr: Gelandet – und tatsächlich in Londons Südosten. Jetzt Passkontrolle, Koffer suchen, kompliziert den Schlüssel ganz im Westen der Stadt organisieren, dann ins Quartier in den Süden. Und schlafen, viel schlafen.

Freitag, 16 Uhr: Lost in Brüssel hätte dieser Post auch heißen können. Wir sitzen hier noch immer fest. Derzeit ist folgendes geplant: Um 19.20 Uhr mit der LH 1019 nach Frankfurt (Und damit in knapp 14 Stunden von Berlin nach Frankfurt, da hätte man ja gleich die Bahn nehmen können.) und dann ab 21.30 Uhr mit der LH 922 weiter nach London-Heathrow. Ankunft dort wäre 22.10 Uhr englischer Zeit. 

Mein Eindruck: Der einzelne Fluggast ist heute nicht wichtig. Priorität hat, dass die börsennotierten Flughäfen nach einem Zwischenfall wie dem in London heute Morgen möglichst schnell wieder ihren normalen Flugbetrieb aufnehmen. Dann werden zwischendurch halt paar Maschinen gestrichen – egal, ob deren Passagiere umbuchen können. Wir hätten aus dem planmäßigen Flieger, der eigentlich um 9.05 Uhr von Brüssel aus weiterfliegen sollte, niemals aussteigen dürfen. Alle Passagiere zusammen hätten vielleicht etwas bewegt.

Nun lief das aber so ab, dass alle etwa 200 „Kunden sich am einzigen Brussels-Airlines-Schalter hier mit den wenigen Service-Kräften herumärgern durften. Jeder bekam nun eine eigene Verbindung. Einige fliegen nach Edinburgh/Bristol/Birmingham und wollen sich dann mit dem Zug oder Auto durchschlagen. Andere, wie wir, nehmen über Frankfurt/Paris/Mailand oder sonstwo einen neuen Anlauf aufs Finale. Bei einigen, die sehr frühe Alternativen zugewiesen bekamen, sitzt der Frust noch tiefer: Deren neue Verbindung wurde mittlerweile auch gecancellt.

In London wollten wir bei einem Freund unterkommen, der selbst in diesen Minuten in den Urlaub startet. Die Schlüsselübergabe ist erstmal gescheitert. Mal gucken, ob uns jetzt auch unser Quartier hopsgeht.

Und das alles mit nur zwei Stunden Schlaf heute Nacht.

Freitag, 10 Uhr: Gestrandet in Brüssel. Weil in Heathrow eine Maschine offenbar ohne Turbine landen wollte, ist jetzt dort der gesamte Airport dicht. Noch haben wir gut 35 Stunden bis zum Anpfiff. Wenn die uns wenigstens aus dem Flieger rauslassen würden, könnten wir es noch zu Fuß und schwimmend durch den Ärmelkanal schaffen.

Freitag, 0 Uhr: Nach London (Achtelfinale, Hinspiel, 3:1-Sieg) und Barcelona (Halbfinale, Rückspiel, 3:0-Sieg) nun also das dritte Auswärtsspiel der diesjährigen Champions-League-Saison.

Und mir geht's... ich weiß es gar nicht. Wahrscheinlich war ich selbst vor meiner Erstkommunion nicht aufgeregter. Natürlich glaube ich an einen deutlichen Sieg meines FC Bayern, der dieser überragenden Saison noch die Krone aufsetzen wird. Aber anderseits? Nein, diesen Gedanke darf ich einfach nicht zulassen.

In weniger als 4 Stunden muss ich aufstehen. Und noch packen. Aber der Hashtake des Moments heißt ja eh #packmas. Also los, ihr Bayern, ich bin bereit!


tl;dr: Finale in Wembley! Während des Trips zum Triple werde ich hier meine Eindrücke schildern. #packmas, Bayern!


Samstag, 4. Mai 2013

REISEBERICHT 

Epic: Siebennull gegen FC Barcelona.
1999 beim legendären Champions-League-Finale gegen Manchester United (Die Mutter aller Niederlagen) war ich zuletzt beim Fußball in Barcelona. Dass es diesmal anders kommen werden würde, war im Vorhinein klar.

Dieser FC Bayern ist derzeit nicht zu schlagen. Die Dominanz im Hinspiel eine Woche zuvor, als der FC Barcelona 4:0 geschlagen wurde, dazu die überzeugenden Auftritte gegen den Hamburger SV (9:2) oder Hannover 96 (6:1) in der Bundesliga oder im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg (ebenfalls 6:1) – natürlich sollte auch im Rückspiel gegen die beste Mannschaft der letzten Jahre nichts mehr anbrennen.

Das Dumme an den ganzen Erfolgen derzeit: Es wird wohl nie wieder so schön werden. Diese machtvolle Demonstration der fußballerischen Brillanz, gepaart mit atemraubenden Ergebnissen gab es zuletzt in den 70er-Jahren, als die Bayern dreimal hintereinander den Europapokal der Landesmeister gewannen.

Die Bayern-Hasser können also aufatmen. Besser als in diesen Tagen kann es nicht mehr werden – versprochen.

Ein paar Impressionen vom Spiel und dem Drumherum (direkter Link).


Mittwoch, 24. April 2013

FC BAYERN 

FC Bayern, Stern des Südens.
Wahrscheinlich war ich zu dieser Zeit der liebste Sohn der Welt. Mein Zimmer war picobello aufgeräumt, beim Abwasch half ich gerne. Ende der 80er Jahre war es, als ich mit Mama und Papa tagelang verhandelte, um ja unter der Woche auch noch die 2. Halbzeit eines Europapokalspiels sehen zu dürfen. 

Es waren Spiele des FC Bayern München, die da nachts über unseren Fernseher flimmerten. Rudimentär kann ich mich an das Endspiel im Landesmeistercup 1987 zwischen dem FC Porto und den Bayern erinnern. 2:1 gewannen die Portugiesen. Keine Ahnung, ob ich da traurig war. Es war wohl die erste große Niederlage meines Vereins.

Sehr genau werden die Erinnerungen an die Duelle mit Roter Stern Belgrad im Halbfinale anno April 1991. 1:2 wurde das Hinspiel im Münchner Olympiastadion vergeigt, im Rückspiel reichte es nur zu einem 2:2-Unentschieden. Wieder kein internationaler Titel.

Klar, auf nationaler Ebene wurden Titel in schöner Regelmäßigkeit errungen. Einer Meisterschaft folgte im Schnitt spätestens zwei Jahre darauf die nächste. In meinem Kinderzimmer hing ab Mitte 1987 ein Mannschaftsposter der Bayern (wohl aus dem legendären kicker-Sonderheft zur neuen Saison) mit der Unterschrift: „Der neue Rekordmeister“.

Die Leidenschaft endgültig entfacht haben die ersten Live-Spiele im Stadion beispielsweise bei den Auftritten im DFB-Pokalfinale in meiner Berliner Heimat. Selbst für den Fuji-Cup, den Supercup, Sponsorenturniere wie den Opel-Cup oder das DFB-Hallenmasters in der Winterpause konnte ich mich begeistern. Verrückt.

In dieser Zeit, es war Mitte der 90er Jahre, fing ich an auch zu Auswärtsspielen zu fahren. Zunächst innerhalb Deutschlands, dann auch zu Europapokalspielen. Das Geld zum 18. Geburtstag, das ich wie meine Geschwister eigentlich für den Führerschein von meinen Eltern bekam, investierte ich lieber in Fußballreisen. Ich war zwar nie ein Ultra oder besonderer Groundhopper, aber ein bisschen stolz auf die Reisen bin ich schon.

Dann kam 1999. Der 26. Mai. Eigentlich fing es zwei Tage früher an. Mit zwei Freuden im Privat-PKW von Berlin nach Frankfurt am Main. Ab dort in einem von einem FC-Bayern-Fanclub gemieteten Reisebus zwanzig Stunden in den Süden. Ziel: Barcelona, Camp Nou. Finale der Champions League, Manchester United versus FC Bayern München. 0:1, 6. Minute, Mario Basler. 1:1, 91. Minute, Teddy Sheringham. 2:1, 93. Minute, Ole Gunnar Solskjær.

Die Mutter aller Niederlagen. Das tat weh, und tut es eigentlich bis heute. Zwei Jahre später war ich in Mailand, als das Finale gegen den FC Valencia im Elfmeterschießen 5:4 gewonnen wurde. Aber wer spricht heute schon von Siegen? Viel eher noch von der 0:2-Pleite im Finale 2009/2010 gegen Inter Mailand – ich mittenmang. Oder, auch sehr bitter, vom Finale dahoam gegen den FC Chelsea vor elf Monaten.

„Du Erfolgsfan! wie oft musste ich mir dies anhören? Ehrliche Fanleidenschaft gibts eh nur bei unterklassigen Vereinen ab Liga vier abwärts! – noch so eine weit verbreitete Meinung. Aber es ist nun mal mein Verein. Ich habe das Gefühl, nicht ich habe mir den Verein ausgesucht, sondern der Verein mich. 

Meine Bayern verlieren selten (oder derzeit fast nie). Aber dies soll ein Argument gegen mein Empfinden sein? Dies soll mein Barcelona-99-Trauma besiegen? Ich bitte dich. Schmerzen sind immer subjektiv. Ähnlich wie die Liebe. Lieben, leiden – Zufall, dass diese Wörter fast identisch sind? 

Und jetzt die Hoeneß-Story. Unfassbar, Götterdämmerung. Dann Borussia Dortmund, die uns in den letzten Jahren fast jeden Nerv und Titel geraubt haben. Die fast greifbare Angst am Ende dieser perfekten Saison das allerletzte Spiel, das dritte Champions-League-Finale in vier Jahren, ausgerechnet gegen die Borussen zu verlieren. Das soll keine Leidenschaft sein?

Und dann kam heute Barcelona. Die beste Mannschaft des Planeten mit Lionel Messi, dem unbestreitbar besten Spieler unserer Galaxis. Die hauen wir mal eben 4:0 weg. Mein Spiel des Jahrzehnts. Da wird sehr lange nichts mehr ranreichen. Was für ein Verein, dieser FC Bayern München. 

Ich glaube, das ist Liebe. 


tl;dr: Viernull gegen Barcelona. Das Spiel des Jahrzehnts. Der Versuch einer Einordnung eines aufgewühlten Bayern-Fans. Oder: Der Versuch einer Liebeserklärung.


Montag, 18. Februar 2013

REISEBERICHT 

Schönes Duell im Europapokal der Landesmeister.
Montag, 10 Uhr: Ich bin auf dem Weg nach London. Hier werde ich paar Eindrücke des Trips zum Achtelfinal-Hinspiel zwischen Arsenal FC und dem FC Bayern München posten – wenn ich denn dazu komme.

Ich reise übrigens ohne Eintrittskarte. Wenn jemand noch Jemanden kennt, der irgendwie an Tickets rankommen sollte, dann lasst es mich bitte wissen. Bisher habe ich mit meinen Reisefreunden noch immer Karten aufgetrieben. Wünscht uns Glück!

Montag, 11 Uhr: Ich bin im Expressbus TXL zum schönsten Flughafen der Welt, dem altehrwürdigen Otto-Lilienthal-Flughafen Berlin-Tegel. Wehmut kommt keine auf, er bleibt uns ja noch paar Jahrzehnte erhalten.

Unterwegs war ich noch fix im Medimax in meinen Schönhauser Allee Arcaden. Nun hab ich endlich meinen Adapter-Stecker. Ohne Strom für mein Handyakku würde ich sonst höchstwahrscheinlich nach zwei Tagen durchdrehen. Puh.

Als ich vorhin Zuhause los bin, habe ich kritisch meine Wohnung beäugt. Falls bei den Flügen etwas schiefgehen sollte: In welchem Zustand finden meine Angehörigen dann mein Heim vor? Hätte mal lieber mein Bett noch schnell frischbezogen. Kennt ihr das auch?

Montag, 18 Uhr: Beim Landeanflug auf London vorhin hat uns die Lufthansa eine Stadien-Tour frei Haus geliefert. Schwebt man Richtung Heathrow ein, sieht man auf der linken Fensterseite das neue Olympiastadion, die Arsenal-Heimstätte Emirates, das berühmte Wembley und zum krönenden Abschluss die olympische Ruderstrecke. Spektakulär!

Dienstag, 0 Uhr: Spinnen die Engländer? Uns sind nicht wenige Einheimische in kurzen Hosen und/oder T-Shirts begegnet. Ja gut, 8 Grad Celsius gelten hier schon als Sommereinbruch (Gibt es dieses Äquivalent zum Wintereinbruch überhaupt?), aber das war dann doch ein bisschen zu viel für unsere kontinentalen Seelen.

Was fehlt, I: Bayern-Fans in der Stadt. Egal wo ich bisher bei Auswärtsspielen war, überall traf ich am Vortag Bayern-Fans beim Stadtbummel. Aber in London bisher Pustekuchen. Wo sind die alle? Bisher nur gesehen: eine HSV-Jacke, ein Barcelona-Käppi und ein unidentifizierbares rot-weißes Trikot. Mangelhafte Ausbeute.

Was fehlt, II: Einlassberechtigungen für heute Abend. Langsam wird es echt knappi. Ich gebe die Hoffnung jedoch nicht auf. Sollten wir doch Ticketlos bleiben, gucken wir mit 400 anderen Opfern in einem eigens angemietetem Pub, der sich nur 200 Meter entfernt vom Stadion befindet. Notlösung.

Dienstag, 12 Uhr: Guten Tach aus London. Mies geschlafen, dafür aber Traumwetter. Ihr dürft jetzt gerne neidisch auf die 10 Grad sein, die wir hier haben. Bernd, mein Reisebegleiter, war heute morgen schon im Hyde-Park joggen. Ich hatte nochmal, aber erfolglos versucht zu pennen. Gesundheitlich bin ich auch etwas angeschlagen. Nicht die beste Voraussetzung für einen anstrengenden Matchday. Aber Wort des Jahres ist ja schließlich: YOLO!

Dienstag, 18.30 Uhr: Wir haben das Gelände um das Emirates-Stadion verlassen und gucken nun das Spiel in einem Pub in der City. Die Tickets würden für 300 Pfund angeboten. Da ist unsere Schmerzgrenze bei weitem überschritten. Es bleibt die Hoffnung auf einen Auswärtssieg unserer Jungs. Kämpfen und siegen.

Dienstag, 19 Uhr: Was für eine Dramatik  bereits im Vorfeld des Spiels! Wir saßen also, riesig enttäuscht von der Ticketsituation, in einem Pub in der Innenstadt. Ich hatte die Zeilen oben fertig getippt und mich auf das Spiel via TV eingestellt.

Doch dann kam der Anruf aus Deutschland. Benny, ein Freund von Bernd, fragte uns, ob wir denn noch immer Tickets bräuchten und ob wir es noch fix ins Stadion schaffen würden. Er könne da eventuell noch etwas organisieren, müsse aber noch eine Bekannte erreichen. Noch 50 Minuten.

Wir also raus aus dem Pub, rein in die U-Bahn, zurück zum Stadion. Noch war die endgültige Zusage nicht da, Benny konnte die Frau nicht erreichen. Dummerweise waren wir in der Tube vom Handynetz abgeschnitten. Auch unsere Akkus neigten sich langsam aber sicher dem Ende zu. Leben am Limit.

Per Mertesacker SMS hatten wir jetzt Namen und Nummer von Bennys Bekannter erfahren. Doch bei Charleen ging immer nur die Mailbox ran. Erster Versuch, zweiter Versuch, dritter Versuch. Textnachrichten? Keine Reaktion. Noch 3 Minuten bis zum Anpfiff.

Dann aber: Freizeichen.
Hello, it's  Charleen. Kurze Absprache,  Charleen ist bereits auf ihrem Platz, will aber runterkommen und uns die Karten übergeben. Es geht ganz schnell. Wir stehen zufällig genau am richtigen Stadioneingang. Durch die Glastür. Eine Rolltreppe. Eine Frau fährt herunter. Ich rufe: Charleen? Ein bezauberndes Lächeln. Sie ist es tatsächlich  mit zwei VIP-Tickets für Loge 48.

So ähnlich muss sich Jesus in der Osternacht gefühlt haben. Innerhalb einer Stunde von der unbefriedigenden Pub-Alternative zu Logenplätzen mit bester Sicht. Benny, du hast etwas gut bei mir!

 
Vom Spiel haben wir nur die ersten drei Minuten verpasst. Dass es dann sofort rund ging, unsere Bayern ein wahres Feuerwerk in Halbzeit eins abbrannten und das Spiel hochverdient mit 3:1 gewannen, setzte dem ganzen Arsenal-Abenteuer natürlich die Krone auf. Was'n Tach.



Die Bilder (direkter Link) stammen teilweise von Bernd. Vielen Dank dafür!