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Dienstag, 29. April 2014

BAYERN-SAISON 2013/2014 

Um ihn geht's: Jungs, erobert das Ding erneut!
Die Bayern scheiden heute im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid aus. Sagt mir mein Gefühl. Seit Tagen überwiegt bei mir der Pessimismus. Und das kommt seltener vor als Bayern-Niederlagen im Jahr 2013.

Die Mannschaft ist in den letzten Wochen oftmals nur noch eine Karikatur ihrer selbst. Zwar kommt sie weiterhin auf überragende Ballkontaktwerte, kann diese aber zu selten in Zählbares umsetzen.

Noch nie hat ein Verein seit Einführung der Champions League 1992/1993 den Titel verteidigen können. So wie einst Real Madrid ab 1955/1956 fünfmal den Pott gewann oder die Beckenbauer-Bayern in den 70ern immerhin noch dreimal hintereinander triumphieren konnten wird es wohl nie wieder solche eine Ära im europäischen Vereinsfußball geben.

Die Gewinner des Vorjahres schafften es in den letzten 18 Jahren nur noch ein einziges Mal (Manchester United 2007/08) überhaupt ins Finale. Tendenz: Sie scheiden immer früher aus.

1992/93: Olympique Marseille – nächste Saison: gesperrt
1993/94: AC Mailand – Finale
1994/95: Ajax Amsterdam – Finale
1995/96: Juventus Turin – Finale
1996/97: Borussia Dortmund – Halbfinale
1997/98: Real Madrid – Viertelfinale
1998/99: Manchester United – Viertelfinale
1999/00: Real Madrid – Halbfinale
2000/01: FC Bayern München – Viertelfinale
2001/02: Real Madrid – Halbfinale
2002/03: AC Mailand – Viertelfinale
2003/04: FC Porto – Achtelfinale
2004/05: FC Liverpool – Achtelfinale
2005/06: FC Barcelona – Achtelfinale
2006/07: AC Mailand – Achtelfinale
2007/08: Manchester United  Finale
2008/09: FC Barcelona – Halbfinale
2009/10: Inter Mailand – Viertelfinale
2010/11: FC Barcelona – Halbfinale
2011/12: FC Chelsea – Vorrunde
2012/13: FC Bayern München – ?

Alle große, gar dominierende Mannschaften der letzten Jahre, ob Ajax Amsterdam, Real Madrid oder der FC Barcelona scheiterten also an der Mammutaufgabe Titelverteidigung.

Woran das liegt? Die Leistungsdichte an der Spitze ist heute so eng, dass nicht mehr das spielerische Material den Ausschlag gibt. Das Mentale entscheidet heute über Tod oder Gladiolen.

Um große Titel zu gewinnen, braucht es heute vor allem einen extremen unnachahmlichen Erfolgswillen. Und der stellt sich naturgegeben bei denen eher ein, die den Pokal nur aus großer Nähe kennen. Wer bereits Top of the Pops ist, ruht sich eher auf seinen Meriten aus.

Auch wenn es eigentlich Selbstverständlichkeiten sind: Da stehen im Schnitt Mitte-Zwanzigjährige auf dem Platz. Was die an (medialem) Druck aushalten müssen, können wir uns höchstens entfernt vorstellen. Mit totalem Erfolg umzugehen, ist übrigens nicht viel einfacher als mit häufigen Niederlagen. Der Erwartungsdruck, der auf den Spielern lastet, ist immens hoch. Der Bayern-Viertelfinalgegner Manchester United – klarer aktueller Meister in der starken englischen Premier League – wird sogar allgemein verbindlich zum „Freilos“ abgestempelt.

Unter diesen Begebenheiten ist diese erste Saison unter Trainer Pep Guardiola bereits jetzt ein großer Erfolg. Die Mannschaft hat national fast alle Rekorde gebrochen, wurde quasi im Winter bereits Deutscher Meister. Sie steht im Halbfinale der Königsklasse und kann auch noch den DFB-Pokal gegen den Dauerrivalen Borussia Dortmund erringen. Das ist unter'm Strich die wohl zweitbeste Saison einer deutschen Mannschaft aller Zeiten – überboten nur vor der vorherigen.

Natürlich drücke ich meinem Verein heute die Daumen. Wäre ich im Stadion, würde ich das Team bedingungslos anfeuern  den Trainer inklusive. Vielleicht schafft der FC Bayern ja heute doch noch sein Miracle. Und wenn nicht, bleibt 2013/2014 dennoch ein außergewöhnlicher Erfolg. Dann greifen wir eben im nächsten Mal erneut an.


tl;dr: Der FC Bayern scheidet heute gegen Real Madrid aus – weil die Spieler dem mentalen Druck nicht (mehr) gewachsen sind. Trotzdem ist die Saison ein grandioser Erfolg.


Dienstag, 2. Juli 2013

TICKETHANDEL 

Katharina Strohmeyer versuchte das Schlimmste zu verhindern. (Foto: Olli All, Facebook)

Derzeit genieße ich die fußballlose Sommerpause. Hin und wieder schrecken mich aber Nachrichten aus der Welt des runden Leders auf. Die zur Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04 am Samstag gehörten dazu.

In den sozialen Netzwerken wurden die Beiträge meiner Facebook-Freundin Katharina Strohmeyer stark debattiert. Unter anderem schrieb sie gestern vorgestern, emotional aufgeladen:

„Noch 2 Stunden, dann wird auf Schalke der Ticket-Schwarzmarkt für immer und ewig legalisiert! In den vergangenen Wochen habe ich tiefe Einblicke in die Entscheidungsprozesse des FC Schalke 04 und den Umgang der Vereinsführung mit den Mitgliedern bekommen. Ich bin erschüttert. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Auf Schalke wird deutlich mehr gelogen, als in der Politik! Weil zur Jahreshauptversammlung kein einziger der etwa 35 Anträge zugelassen wurde, habe ich einen "wasserdichten" Eilantrag gestellt. Auch dieser sollte abgeschmettert werden. Ich bin auf die Bühne und habe den Antrag (mit Unterstützung von Frank Zellin) vor etwa 9.000 Mitglieder zur Abstimmung gebracht. Das Ergebnis: Ca. 80 Prozent der Mitglieder wollen, dass Die Vereinsführung den Vertrag mit Viagogo kippt – und zwar noch heute. Was macht der Vorstand? Sitzt das aus. Was macht die Presse? Schweigt zu der Abstimmung. In zwei Stunden sitzen die Schwarzmarkt-Ganoven bei Sekt und Nutten zusammen – von unserem Geld. Und was mache ich? Ich sitze zu Hause, kann jetzt nichts mehr tun und bekomme im Minutentakt Nachrichten von "wildfremden" Schalkern, die sich bei mir für meine spontane Rede bedanken. Dafür, dass endlich mal einer den Arsch in der Buchse hatte, den Herren auf dem Podium zu sagen, dass die Vereinssatzung auch für Vorstand und Aufsichtsrat gilt und nicht nur für das Fußvolk. Liebe Schalker, danke für Eure Unterstützung! Nach jeder neuen Nachricht, wischt mein Freund mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich bin tieftraurig. Mein blau-weißes Herz, es weint ...“

Was ist denn da los?

Schalke 04 wird die nächsten drei Jahre mit der Online-Ticketbörse Viagogo zusammenarbeiten. Der Vereinsführung um Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sind die angebotenen 1,2 Millionen Euro jährlich für die Kooperation zu verlockend. Ein Großteil der Vereinsmitglieder möchte dies jedoch verhindern. Zu mies ist das Image von Viagogo, zu groß sind die Befürchtungen, dass nun die Ticketpreise beim Revierclub explodieren.

Wie Viagogo arbeitet und welche Erfahrungen man macht, wenn man den Service selbst nutzt, hat Stefan Merx neulich – und zu Recht vielbeachtet – notiert.

Viagogo argumentiert pharisäerhaft, man bringe einfach Angebot und Nachfrage zusammen und biete seinen Kunden ein einmaliges Erlebnis. Meist sind die Tickets aber nur einmalig teuer. So sollen beispielsweise am Tag vor dem diesjährigen Champions-League-Finale in London noch Tickets für mehr als 25.000 Euro (inklusive einem Essen in der VIP-Lounge) den Besitzer gewechselt haben.

Freilich: Je teurer die Eintrittskarte, desto mehr verdient Viagogo. Die Plattform nimmt vom Verkäufer zehn und vom Ankäufer 15 Prozent des Preises. Jeweils, wohlgemerkt!

Dem wollten die Vereinsmitglieder von Schalke 04 einen Riegel vorschieben. Was bietet sich da besser als die Jahreshauptversammlung an? Antrag stellen, leidenschaftlich diskutieren, abstimmen und fertig.

Denkste! Mit Verfahrenstricks versuchten die vom Schalke-Vorstand engagierten Top-Juristen einer renommierten Essener Kanzlei den Fan-Aufstand zu verhindern. Zig Anträge wurden erst gar nicht zur Abstimmung zugelassen, die Diskussion darüber im Keime erstickt. Erst als Frank Zellin und Katharina Strohmeyer den in der Satzung vorgesehenen Eilantrag stellten, gab sich der Vorstand vermeintlich geschlagen.

„Eilantrag zur Jahreshauptversammlung am 29. Juni 2013:
Die Jahreshauptversammlung möge über das Thema „Bekämpfung des Ticketschwarzmarkts“ ergebnisoffen diskutieren. Anschließend wird ein Meinungsbild im Wege einer rechtsfolgenlosen Probeabstimmung darüber eingeholt, ob der Verein an dem Vertragsverhältnis mit Viagogo festhalten soll oder ob das Vertragsverhältnis noch vor Inkrafttreten wieder rückgängig gemacht werden soll.
Begründung: Das Thema „Bekämpfung des Ticketschwarzmarkts“ ist für die Mitglieder des FC Schalke 04 von grundsätzlicher Bedeutung. Wer Vereinsmitglied ist, hat auch ein Interesse daran, die Spiele der ersten Mannschaft im Stadion mitzuerleben. Dies kann er nur, wenn Karten zu bezahlbaren Preisen erhältlich sind. Wird jedoch dem Ticketschwarzmarkt kein Einhalt geboten, steigen die Eintrittspreise in astronomische Höhen. Darüber hinaus hat jedes Mitglied auch ein besonderes Interesse an einem sicheren Stadionerlebnis. Bietet ein offener Schwarzmarkt aber jedem die Möglichkeit, Karten für Schalke-Fanblocks zu erwerben, führt dies unweigerlich zu einer Durchmischung der Anhänger verschiedener Vereine und somit zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko.
Vor knapp zwei Wochen hat sich die Rechtslage hinsichtlich der Möglichkeiten zur Bekämpfung des Ticketschwarzmarkts massiv verschoben. Der Hamburger SV hatte gerichtlich durchsetzen wollen, dass der Online-Ticketanbieter Seatwave keine Karten für HSV-Spiele verkaufen darf, da er diesen als Schwarzmarkthändler einstuft. Das Oberlandesgericht Hamburg hat jedoch in letzter Instanz entschieden, dass der HSV hinnehmen muss, dass HSV-Tickets auf dem Schwarzmarkt angeboten und verkauft. Die Begründung der Richter: Der Hamburger SV hatte zuvor einen Vertrag mit der Ticketplattform Viagogo abgeschlossen und damit selbst eine Abkehr von der Bekämpfung des Schwarzmarktes vollzogen. (Der zugrundeliegende Rechtsgrundsatz lautet „venire contra factum proprium“ oder auf deutsch „Zuwiderhandlung gegen das eigene frühere Verhalten“).
Dieses Urteil ist entsprechend auch auf den FC Schalke 04 anwendbar. In der Vergangenheit hat der Verein den Schwarzmarkt stets mit allen erdenklichen Mitteln bekämpft. Und zwar den Schwarzmarkt „im großen Stil“ im Internet ebenso, wie den Einzelkartenverkäufer vor dem Stadion. Das Ziel war stets, die Sicherheit der Fans im Stadion zu gewährleisten. Da aber auch Schalke ab dem 1.7.2013 einen Vertrag mit der Ticketplattform Viagogo hat, sind dem Verein bei der Bekämpfung des Schwarzmarkts die Hände gebunden. Es steht zu befürchten, dass zum einen Ticketpreise explodieren, zum anderen massive Sicherheitslücken entstehen.
Der Jahreshauptversammlung ist deshalb Gelegenheit zu geben, unter diesem Eindruck der neuen Rechtslage, über die Möglichkeiten der Schwarzmarkt-Bekämpfung zu diskutieren. Im Wege einer rechtsfolgenlosen Probeabstimmung soll die Meinung der Mitgliederversammlung eingeholt werden, die dem Vorstand als bloße Empfehlung für das weitere Vorgehen mit an die Hand gegeben wird. Ob der Vorstand sich an dieser Empfehlung orientiert, bleibt ihm schließlich selbst überlassen.“

Rund 80 Prozent der Mitglieder gaben dem Antrag ihre Zustimmung; eine überwältigende Mehrheit. Aber was macht der Vorstand? Er ignoriert das klare Signal seiner Mitgliederschaft und hält am Viagogo-Deal fest. Die Frage muss schon gestellt werden: In was für einer (Vereins-)Demokratie leben wir, wenn der offensichtliche Mehrheitswunsch so niedergeschmettert wird?

Nochmal zum Kern des Problems mit Viagogo aus meiner Sicht. Es geht nicht nur darum, dass die Tickets demnächst für viele Fans teurer (und somit für viele unerschwinglich) werden. Viagogo hetzt die Fans quasi gegeneinander auf. In Zeiten voller Stadien wird an die niedrigen Instinkte der glücklichen Ticketbesitzer (Dauerkarten-Inhaber oder welche, die Losglück hatten) appelliert: Rufe Fantasiepreise auf, tausche dein Ticket gegen einen Batzen Kohle!

Auch früher hat man Tickets getauscht. Der eine oder andere hat mal einen kleinen Aufpreis für die Organisation draufgeschlagen. Unter den wahren Fans gab es aber eine Art Ehrenkodex, an den sich die meisten hielten: Kein Schwarzhandel unter Fans! Jetzt, da sich Ver- und Ankäufer nur noch online treffen, wird dieser Kodex ausgehöhlt. Für mich ist das die moderne Form von ... – das schreibe ich aus juristischen Gründen hier lieber nicht.

Ich bin kein Schalke-Fan und will das Problem nicht allein auf diesen Verein abwälzen. Aber jüngst hat Branchenprimus Bayern München, der erste Verein der in Deutschland mit Viagogo kooperierte, seinen Fehler eingesehen und lässt den Vertrag mit der Ticketbörse zum Ende der neuen Saison auslaufen. Der HSV hat seinen Vertrag gar gekündigt. Heute kann sich niemand mehr hinstellen und Viagogo als seriösen Partner verkaufen.

Die Entscheidung für die 3,6 Millionen Euro (in den drei Jahren) wird sich für Schalke 04 negativ auswirken. Das Image des Vereins nach außen und der Frieden nach innen hat durch die Diskussionen am Wochenende nicht unerheblichen Schaden genommen. Wohlgemerkt ein Verein, der sonst so stolz auf seine Arbeiterherkunft ist.

Und noch etwas: Wie aufgeheizt die Stimmung vor Ort war, zeigt dieser Videoschnipsel:


Nachtrag (05.07.2013): Das war übrigens mein bisher meistgeklickter Artikel aller Zeiten. Das liegt wohl am Thema und an der Weiterverbreitung. So hatten sowohl die Presseschau von Fokus Fußball als auch die der 11Freunde mich verlinkt. Bei ersterer wurde ich tags darauf sogar zum Besten Link des Vortages ernannt. Auch der königsblog brachte einen Hinweis. Dazu kamen Hinweise und Retweets bei Twitter. Danke an alle!

Nachtrag (07.07.2013): Nachdem die 11Freunde auf den Text aufmerksam wurden, interviewten sie Katharina Strohmeyer.

Nachtrag (09.07.2013): Alle Viagogo-Gegner konnten es heute kaum glauben: Schalke 04 löst die Verbindung zu Viagogo fristlos. Da bekam Katharina Strohmeyer auch gleich ihr zweites Interview. Was Social Media alles bewegen kann. (-:


tl;dr: Der Streit um die umstrittene Ticketplattform Viagogo eskalierte am Wochenende bei der Jahreshauptversammlung des FC Schalke 04.


Mittwoch, 24. April 2013

FC BAYERN 

FC Bayern, Stern des Südens.
Wahrscheinlich war ich zu dieser Zeit der liebste Sohn der Welt. Mein Zimmer war picobello aufgeräumt, beim Abwasch half ich gerne. Ende der 80er Jahre war es, als ich mit Mama und Papa tagelang verhandelte, um ja unter der Woche auch noch die 2. Halbzeit eines Europapokalspiels sehen zu dürfen. 

Es waren Spiele des FC Bayern München, die da nachts über unseren Fernseher flimmerten. Rudimentär kann ich mich an das Endspiel im Landesmeistercup 1987 zwischen dem FC Porto und den Bayern erinnern. 2:1 gewannen die Portugiesen. Keine Ahnung, ob ich da traurig war. Es war wohl die erste große Niederlage meines Vereins.

Sehr genau werden die Erinnerungen an die Duelle mit Roter Stern Belgrad im Halbfinale anno April 1991. 1:2 wurde das Hinspiel im Münchner Olympiastadion vergeigt, im Rückspiel reichte es nur zu einem 2:2-Unentschieden. Wieder kein internationaler Titel.

Klar, auf nationaler Ebene wurden Titel in schöner Regelmäßigkeit errungen. Einer Meisterschaft folgte im Schnitt spätestens zwei Jahre darauf die nächste. In meinem Kinderzimmer hing ab Mitte 1987 ein Mannschaftsposter der Bayern (wohl aus dem legendären kicker-Sonderheft zur neuen Saison) mit der Unterschrift: „Der neue Rekordmeister“.

Die Leidenschaft endgültig entfacht haben die ersten Live-Spiele im Stadion beispielsweise bei den Auftritten im DFB-Pokalfinale in meiner Berliner Heimat. Selbst für den Fuji-Cup, den Supercup, Sponsorenturniere wie den Opel-Cup oder das DFB-Hallenmasters in der Winterpause konnte ich mich begeistern. Verrückt.

In dieser Zeit, es war Mitte der 90er Jahre, fing ich an auch zu Auswärtsspielen zu fahren. Zunächst innerhalb Deutschlands, dann auch zu Europapokalspielen. Das Geld zum 18. Geburtstag, das ich wie meine Geschwister eigentlich für den Führerschein von meinen Eltern bekam, investierte ich lieber in Fußballreisen. Ich war zwar nie ein Ultra oder besonderer Groundhopper, aber ein bisschen stolz auf die Reisen bin ich schon.

Dann kam 1999. Der 26. Mai. Eigentlich fing es zwei Tage früher an. Mit zwei Freuden im Privat-PKW von Berlin nach Frankfurt am Main. Ab dort in einem von einem FC-Bayern-Fanclub gemieteten Reisebus zwanzig Stunden in den Süden. Ziel: Barcelona, Camp Nou. Finale der Champions League, Manchester United versus FC Bayern München. 0:1, 6. Minute, Mario Basler. 1:1, 91. Minute, Teddy Sheringham. 2:1, 93. Minute, Ole Gunnar Solskjær.

Die Mutter aller Niederlagen. Das tat weh, und tut es eigentlich bis heute. Zwei Jahre später war ich in Mailand, als das Finale gegen den FC Valencia im Elfmeterschießen 5:4 gewonnen wurde. Aber wer spricht heute schon von Siegen? Viel eher noch von der 0:2-Pleite im Finale 2009/2010 gegen Inter Mailand – ich mittenmang. Oder, auch sehr bitter, vom Finale dahoam gegen den FC Chelsea vor elf Monaten.

„Du Erfolgsfan! wie oft musste ich mir dies anhören? Ehrliche Fanleidenschaft gibts eh nur bei unterklassigen Vereinen ab Liga vier abwärts! – noch so eine weit verbreitete Meinung. Aber es ist nun mal mein Verein. Ich habe das Gefühl, nicht ich habe mir den Verein ausgesucht, sondern der Verein mich. 

Meine Bayern verlieren selten (oder derzeit fast nie). Aber dies soll ein Argument gegen mein Empfinden sein? Dies soll mein Barcelona-99-Trauma besiegen? Ich bitte dich. Schmerzen sind immer subjektiv. Ähnlich wie die Liebe. Lieben, leiden – Zufall, dass diese Wörter fast identisch sind? 

Und jetzt die Hoeneß-Story. Unfassbar, Götterdämmerung. Dann Borussia Dortmund, die uns in den letzten Jahren fast jeden Nerv und Titel geraubt haben. Die fast greifbare Angst am Ende dieser perfekten Saison das allerletzte Spiel, das dritte Champions-League-Finale in vier Jahren, ausgerechnet gegen die Borussen zu verlieren. Das soll keine Leidenschaft sein?

Und dann kam heute Barcelona. Die beste Mannschaft des Planeten mit Lionel Messi, dem unbestreitbar besten Spieler unserer Galaxis. Die hauen wir mal eben 4:0 weg. Mein Spiel des Jahrzehnts. Da wird sehr lange nichts mehr ranreichen. Was für ein Verein, dieser FC Bayern München. 

Ich glaube, das ist Liebe. 


tl;dr: Viernull gegen Barcelona. Das Spiel des Jahrzehnts. Der Versuch einer Einordnung eines aufgewühlten Bayern-Fans. Oder: Der Versuch einer Liebeserklärung.


Dienstag, 30. Oktober 2012


Mit bambuser deinen eigenen TV-Kanal gestalten.
Nachtrag: Hier gibt's zwei Videos vom Spiel. Video 1: Die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit, Video 2: Die letzten zehn Minuten der zweiten Halbzeit. Einen lesenswerten Text über die Stimmung auf den Rängen haben die 11 Freunde verfasst.

Beim umstrittenen Camp der Asylbewerber (#refugeecamp) auf dem Pariser Platz in Berlin bin ich gestern zum ersten Mal aufmerksam geworden – auf bambuser.

Bambuser ist ein schwedisches Start-Up mit dem man live Bewegtbilder senden kann. Webcams nutzen wir zuhause, Fotohandys für unterwegs, aber mit Bambuser können wir jetzt von überall Bewegtbilder live ins Netz stellen. Meiner Meinung nach das nächste große Ding.

Es ist ganz simpel. Einfach auf der Homepage anmelden, das notwendige Mini-Programm im Appstore oder bei Google Play herunterladen und schon kann es losgehen. Ich habe vorhin im Büro paar Tests gemacht, es ist total faszinierend.

Nachher werde ich beim Zweitrunden-Spiel im DFB-Pokal zwischen dem BAK 07 und dem TSV 1860 München einen Härtetest machen. Auf Twitter und Facebook werde ich – genau wenn ich auf Sendung gehe – den aktuellen Kanal posten. Du kannst aber auch direkt mein bambuser-Profil besuchen.

Die Probleme, die auftreten könnten, liegen auf der Hand: zu geringe Bandbreite, zu lascher Akku, zu hoher Datenverbrauch. Aber alle drei Punkte sollten in zwei, spätestens drei Jahren von technischer Seite behoben sein.

Ein paar Sätze zu den technischen Möglichkeiten hat auch Frank geschrieben (und zwar hier).

Kritiker werden monieren, damit sei das Ende der Privatspähre gekommen. Dieses Argument ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Wenn zukünftig jeder überall Live-Bilder streamen und aufzeichnen kann, wird das die Debatte technische Möglichkeiten versus Privatsphäre sicherlich noch einmal befeuern.

Wirklich interessant wird es, wenn große Internetfirmen wie YouTube oder Facebook das Format für sich entdecken. Spätestens dann sind dem TV Marke Eigenbau keine Grenzen mehr gesetzt. Erstes Opfer wird, meiner Meinung nach, aber nicht deine Privatheit sein, sondern eher altbackene TV-Stationen, die gerade bei Unglücken und Naturkatastrophen, aber auch bei kleineren Sportevents oder Kulturveranstaltungen häufig nicht präsent sind oder nur zeitversetzt berichten.


tl;dr: Das könnte dem Medium Fernsehen einen entscheidenden Schlag versetzen: (Fast) jeder kann (fast) überall Live-Bilder streamen. Ich probiere es heute Abend aus.


Montag, 15. Oktober 2012

FRAUEN-BUNDESLIGA 

Ihr seid nur ein Karnevalsverein! 
Länderspielpausen sind grundsätzlich kacke. Ich werde nervös, wenn die ARD am Samstag um 15 Uhr 30 keine Bundesliga-Konferenz bringt. Also brauchte ich an diesem Wochenende dringend einen vernünftigen Ersatzstoff.

Sonntagmorgen weckte mich eine Freundin per Telefon. Sie wollte vorschlagen, irgendwo am Nachmittag einen Kaffee trinken zu gehen. Ich konnte Laura – und dafür gibt's die Spontanität-Ehrennadel in Gold – in nur fünf Sekunden überzeugen, doch lieber nach Potsdam raus zu fahren.

1. FFC Turbine Potsdam gegen den FC Bayern München lautete das Top-Duell des 6. Spieltages der Frauen-Bundesliga. Bei traumhaftem Sonnenschein erlebten wir ein ganz okayes Fußballspiel. Es war überhaupt mein erster Frauen-Bundesliga-Kick; und dann gleich der favorisierte Meister gegen den Pokalsieger.

Etwas mehr als 2.700 Zuschauer waren im Karl-Liebknecht-Stadion, in dem sonst übrigens auch die Männer des Drittligisten SV Babelsberg 03 ihre Punktspiele austragen. Die Stimmung war nicht so berauschend – zumindest von den Gastgebern. Die Bayern-Fans waren die ganze Zeit über tonangebend. Lustigster Fangesang war „Ihr seid nur ein Notstrom-Aggregat“ über die Turbinen.

Wegen der schlechten Atmosphäre konnten wir – was ich sonst nur von Amateurspielen bei den Männern kenne – viel vom Geschehen auf dem Platz mitbekommen. Das lag wohl auch am Durchschnittszuschauer. Der war nämlich männlich und über 50 Jahre alt. Die Anweisungen der Trainer, Diskussionen zwischen der Schiedsrichterin und den Spielerinnen – wir waren dicht dabei.

Auf dem Platz war Potsdam von der ersten Minute an deutlich überlegen. In der 4. und 44. Minute traf Genoveva Anonma doppelt für die Hausfrauen (Heißt das so, analog zu den Hausherren bei den Männern?). Eigentlich hätte Turbine deutlich höher führen müssen, bevor der FC Bayern in der 83. Minute doch noch zum Anschlusstreffer durch Sarah Hagen kam. Dabei blieb es dann aber auch.

Fazit: Das geniale spätsommerliche Wetter für einen Kurztrip nach Potsdam zu nutzen, hat sich gelohnt. Das Ergebnis geht vollkommen in Ordnung, auch wenn ich mir natürlich eine Überraschung gewünscht hätte.

Eine kurze Zusammenfassung des Spiels gibt's auch bei den Kollegen des kicker Sportmagazins. Von mir gibt's ein Video und ein Foto-Stream (direkter Link):




tl;dr: Am 6. Spieltag der Frauen-Bundesliga schlägt Turbine Potsdam den FC Bayern München mit 2:1. Das traumhafte Wetter war das beste am Spiel.