Sonntag, 22. Juni 2014

BLOGPARADE 

Bei den „Simpsons“ wird Deutschland Weltmeister.
Endlich ein WM-Text. Vor lauter WM-Gucken komme ich nicht dazu, selbst in die Tasten zu hauen. Zumindest bisher. Ich nehme das Stöckchen von Chucky Goldstein gerne auf und orientiere mich an den Fragen der Blogparade von Vert et blanc.

Mein erstes bewusstes WM-​Erlebnis war?
1990 – DIE Weltmeisterschaft überhaupt. Ein halbes Jahr zuvor fiel die Berliner Mauer, im März durften die DDR-Bürger erstmals frei wählen, die D-Mark wurde am Tag des Viertelfinals gegen die Česká a Slovenská Federativní Republika eingeführt, der Weg zur deutschen Einheit war nicht mehr aufzuhalten. Und dann diese WM!

Wir sprechen heute von der Heim-WM 2006, die erstmals so etwas wie ein positives deutsches Nationalgefühl wieder zuließ. Damit wird aber das welthistorische Wunderjahr 1989/1990 verdrängt. Wahrscheinlich ob der ekelerregenden Auswüchse des bei einigen Ewiggestrigen sich verselbständigen Nationalismusses, der damals im Windschatten des Einheitsgefühls an Fahrt aufnahm. Aber – in meiner Erinnerung – im Sommer 1990 war das alles noch weit weg. Wie ich ja auch.

Ich ging in die fünfte Klasse einer kleinen katholischen Grundschule im Norden Berlins. Vorrunde, Achtel- und Viertelfinale guckte ich noch zu Hause mit Schwestern und Papa auf unserem kleinen Fernseher in der Küche. Dann ging es auf Klassenfahrt nach Langeleben in die niedersächsische Provinz. Und da keimte in uns allen ein einzigartiges Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Wir labten uns einfach am tollen Fußball der Nationalmannschaft – ohne politische Hintergedanken. Unsere Stars waren die Berliner Pierre Littbarski und Thomas Häßler, und natürlich die im Ausland spielenden Stützen des Teams, Lothar Matthäus, Andi Brehme und Jürgen Klinsmann (ich fand allerdings damals schon Kalle Riedle weit spannender). Und wie im Finale aus Guido der „Diego“ Buchwald wurde, faszinierte uns alle.

Mit welcher WM-​Legende würde ich gern einmal Doppelpass spielen?
Je älter man wird, desto weniger (Fitness + intellektuell) kann man mit den jungen Dingern anfangen und je spannender werden die Alt-Stars aus der eigenen Jugend. Deshalb verzichte ich auf einen Doppelpass im fußballerischen und beantworte die Frage im übertragenen Sinne.

Ich würde mich gerne einmal mit Lothar Matthäus auf der Dachterrasse seines Appartements in lovely Budapest unterhalten. Themen wären: seine heutige Außenwirkung, seine (aus meiner bescheidenden Sicht) falschen Berater und natürlich über Fußball. Dass Matthäus mehr Ahnung vom Fußball als wir alle zusammen hat, ist wohl unbestritten. Dass er dies aber viel zu selten aufblitzen lässt (bei sky ist er sicherlich der beste Experte), macht mich irgendwie traurig. Ebenfalls natürlich, dass kein deutscher Verein ihm eine wirklich Chance einräumt (aus Angst, die eigenen Fans würden dies nicht mittragen). Ja, ihr Nürnbergs und HSVes dieser Republik, fühlt Euch angesprochen!

Welchem TV-​Kommentator werde ich bei der WM gerne zuhören?
Ganz klar: Oliver Schmidt im ZDF und mit Abstrichen Tom Bartels in der ARD. Beide sind ihren Sender-Kollegen weit voraus. Vielleicht liegt es daran, dass sie relativ frisch auf dem Äther sind und eine gewisse Unbekümmertheit mitbringen. Ich jedenfalls fühle mich von beiden kompetent informiert. Grundsätzlich beteilige ich mich ja eh nicht am beliebten Kommentatoren-Bashing (#kommbash). Bis auf bei Wolf-Dieter Poschmann (ZDF). Bei dem habe ich immer das Gefühl, dass er die Schönheit dieses Spiels bis heute nicht wirklich begriffen hat.

Die Iren haben sich für die WM am Zuckerhut leider nicht qualifiziert. Welchem weiteren Land drücke ich neben Jogis Jungs als „Zweitteam“
 die Daumen?
Ein wirkliches Lieblingsteam habe ich nicht. Meine Sympathien verteilen sich immer nach den Akteuren auf dem Platz. Und da sind dann die Nationen, die aktuelle oder ehemalige Bayern-Spieler aufbieten können, weit vorne. Seit Jahren wachsen mir daher die Niederlande besonders ans Herz. Man hat mich in den letzten Tagen auch schon spontan vor LKWs der Berliner Umzugsfirma Robben & Wientjes jubeln sehen: ARJEN ROBBEN!

Positiver Nebeneffekt: Dadurch, dass dort überdurchschnittlich oft Bayern-Spieler im Kader sind, beschäftige ich mich seit Jahren intensiver mit der Elftal. Dass wiederum eröffnete mir einen ganz besonderen Zugang zum erfrischendem Offensivfußball unserer Nachbarn. Ja, ich kann sagen, der Niederlande wünsche ich den Titel mehr als jedem anderen Land (außer vielleicht Bosnien-Herzegowina aus politischen Gründen).

Zu Jogis Jungs: Meine beiden Lieblingskicker aus dem deutschen Kader sind?
Da regt mich ja die Frage schon auf, würde Frau Hoppenstett sagen. Ich mag Spieler in allen Nationen. Naturgemäß haben Kicker einen Vorteil, die sich ihre Meriten beim FC Bayern verdienen, zuvorderst Arjen Robben und Thomas Müller. Nicht verhehlen kann ich auch große Sympathien für Cristiano Ronaldo (alleine schon deswegen, weil Du ihn nicht magst) und – meine Entdeckung dieses Turniers – Olivier Giroud. Ein ganz famoser Balltreter, der sein Können ja auch schon in Spielen seines Londoner Klubs Arsenal gegen den FC Bayern aufblitzen ließ.

Wie weit kommen Jogis Jungs?
Weil die Auslosung den Deutschen wohl erneut Glück bescherte, dürfte das Viertelfinale auf alle Fälle drin sein. Und dann entscheidet die Tagesform. An einen Titelgewinn glaube ich nicht, da sind einfach zu viele Baustellen im Team. Vier Innenverteidiger statt einer guten Mischung Außen/Innen, die nicht zu hundertprozentig fitten 6er Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira, dazu eine fehlende Alternative zu Thomas Müller (Miroslav Klose ist in entscheidenden Spielen keine mehr, glaubt mir). So kann man nicht Weltmeister werden. Widerspruch?

Wer wird am 13.​07.​2014 im Maracanã Weltmeister?
Vor dem Turnier hatte ich nicht wirklich spektakuläre Tipps auf Lager: Argentinien oder Brasilien. Jetzt, nach 1 ½ Spieltagen, lehne ich mich mal aus dem Fenster: Frankreich macht's.
1. Weil die Niemand auf der Rechnung hat.
2. Weil sie als einziges der großen Nationen in beiden Spielen überzeugt haben.
3. Weil es ein Team ist. Die profitieren meines Erachtens sogar vom Ausfall ihres Superstars Frank Ribéry. Frankreich spielt befreit auf und ist jetzt nicht mehr von einem Spieler abhängig, der sich im letzten halben Jahr sowieso in einem veritablen Formtief befand.
4. Les Bleus spielen nicht nur gnadenlos effektiv (das Schweiz-Spiel!), sondern auch mit der nötigen Aggressivität. Es macht einfach Spaß, den Franzosen beim Kicken zuzusehen.


Aber vielleicht kommt alles ganz anders und die „Simpsons behalten doch Recht:




tl;dr: Die WM 1990 war mein Lieblingsturnier. Oliver Schmidt vom ZDF ist bester Kommentator. Arjen Robben ist der Größte. Und Frankreich wird Weltmeister, weil Ribéry fehlt.

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