FERNSEHGELDER
Famos! Die Bayern spielen großartigen Fußball; das freut mich als Bayern-Fan sehr. Die Spiele bei Schalke (4:0), Manchester City (3:1) und in Leverkusen (1:1) waren dicht am perfekten Spiel. Es ist schön, wenn uns ganz Europa um unseren Fußball beneidet.
Fraglich! Mit dem Kauf von Mario Götze und den Transfergerüchten um Robert Lewandowski vom ärgsten Rivalen Borussia Dortmund haben die Bayern viele Fans und Verantwortliche verärgert. Nicht nur ich mache mir Sorgen um die Ausgeglichenheit der Bundesliga.
Früher! Natürlich stehen die Bayern vor allem wegen ihrer vorbildlichen Führung so gut da. Auch hat es schon immer finanziell potentere und ärmere Vereine in der Bundesliga gegeben.
Freilich! Sportlicher Erfolg soll sich auch weiterhin in konkreten Zahlen ausdrücken. Es ist fair, wenn die Bayern ihr im Europapokal erspieltes Geld behalten dürfen. Die Schere in der Bundesliga zwischen den Meisterschaftsanwärtern und dem Mittelfeld oder gar den Fahrstuhlmannschaften ist jedoch so groß wie nie zuvor.
Fakt! Das komplizierte, leistungsbezogene System, bei dem die besten Vereine das meiste Geld aus den Verträgen zwischen Bundesliga und den TV-Sendern wie sky, ARD und ZDF bekommen, ist gescheitert. (Wie genau die Berechnung funktioniert, erklärt www.fernsehgelder.de.)
Umverteilung: So viel Geld haben die 22 Bundesligisten der letzten drei Saisons durch den TV-Vertrag eingenommen. (Grün: 1. Liga, Rot: 2. Liga, Quelle: www.fernsehgelder.de) |
Es spielen 18 Teams in der Bundesliga, ebenso viele in der 2. Liga. Ganz ohne Clubs wie Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder Schalke 04 wäre der Sport-Wochenende deutlich uninteressanter. Auch die Einschaltquoten der Sportschau, die Auflagen von kicker, Sport-Bild & Co. wären deutlich niedriger. Natürlich profitieren in diesen Boom-Jahren alle von den Großkopferten der Liga.
Und dennoch gilt genauso: Bayern München kann nicht gegen sich selbst spielen. Der FC Bayern benötigt 17 verschiedene Gegner. Gerade Teams wie Mainz 05 oder der FC Augsburg sind oftmals das Salz in der Suppe. Ohne die läuft es nicht.
Wenn tatsächlich alle aufeinander angewiesen sind, warum bekommt dann nicht jeder das selbe TV-Geld?
Die Bayern profitieren ja trotzdem noch enorm von ihrer Popularität und ihrem sportlichen Erfolg. Sie haben eines der größten Stadien, das immer gefüllt ist. Sie haben darin die höchste Kapazität an sogenannten Business-Seats und Logen, die das meiste Geld bringen. Sie haben die mit Abstand besten und meisten Sponsoren-Gelder. Und auch durch ihre Auftritte im Europapokal verdienen die Bayern Millionen.
Es geht mir ja gar nicht darum, den Bayern etwas wegzunehmen. Nein, ich glaube sogar, die Bayern würden langfristig davon profitieren. Denn nur wenn die Liga wieder ausgeglichener ist, wird das Interesse von Millionen Fußball-Fans weiterhin hoch bleiben.
Ein Blick in die spanische Liga, wo traditionell nur zwei Teams alles dominieren, beweist: Zwar wird beim FC Barcelona und bei Real Madrid toller Fußball gekickt, aber überall gehen die Zuschauerzahlen dramatisch zurück. Das liegt auch an der Wirtschaftskrise, aber eben nicht nur.
Deshalb meine Forderung: Jeder Bundesligaverein, egal ob er auf Rang eins oder Platz achtzehn die Saison beendet, sollte das gleiche Geld aus dem Topf erhalten. Und zwar sofort.
tl;dr: Bayern, Dortmund und Schalke stoßen in neue finanzielle Dimensionen vor, der Rest wird unabänderlich abgehängt. Damit muss Schluss ein. Ich fordere eine sozialistische TV-Gelder-Verteilung.
Ja, schon mal ein Ansatz, Veränderungen werden auch irgendwann sicher nötig werden. Würde in dieser skizzierten Form aber wohl noch keine allzu große Änderung bewirken, aber immerhin ein Anfang, ja.
AntwortenLöschenKleiner Einwurf, der nicht das Gesamtkonstrukt angreifen und (eigentlich) nicht die Aufmerksamkeit auf einen Randaspekt lenken soll (was dann aber wohl doch geschieht): Inwiefern profitieren die anderen Clubs von der Existenz der großen Clubs? Wenn die großen nicht existierten, wäre doch für die anderen die Gelegenheit da, selbst groß zu sein oder zu werden. Jedenfalls dann, wenn die Zahl der Fußballinteressierten von besonderen Ausprägungen in Form der Merkmale einzelner Clubs unabhängig ist, was ich schwer annehme. Man liebt bspw. Dortmund nicht in erster Linie, weil es Dortmund ist, sondern weil es im Pool der möglichen Liebesauswahlen vorhanden ist. Gäbe es diese Ausprägung nicht, liebte man eben beispielsweise Kassel, Bonn oder Moers und würde dann auch glauben, dass es man es wegen deren besonderen Eigenschaften täte. Während die Initiation wohl vor allem davon abhängt, dass es überhaupt zu einem Kontakt kommt, also familiär tradiert oder durch Medienexposition.