Nervig ist ... demokratische Voten zu missachten. |
Die
Parteioberen aller Couleur werden das Ergebnis genau registrieren: Die
Basis stimmt nicht so ab, wie die „da oben“ es wollen und bringt damit das gut
austarierte Macht- und Karriereabsicherungszentrum ins Wanken.
Es ist aber
auch eine Krux mit dieser innerparteilichen Demokratie. Die Wahl von Rudolf Scharping
zum SPD-Kanzlerkandidaten 1994 gegen Gerhard Schröder und Heidemarie
Wieczorek-Zeul gilt heute als Hauptgrund für die nochmaligen 4moreyears der
Kanzlerschaft Helmut Kohls. Seitdem versucht die SPD-Spitze jede
basisdemokratische Bewegung innerhalb der Partei frühzeitig zu unterbinden. So
wurde zuletzt vor wenigen Monaten die Initiative von Teilen der Hauptstadt-SPD
verhindert, ihren Parteivorsitzenden durch ein breites Votum zu bestimmen.
Explizit
diese Gruppe fühlt sich durch basisdemokratische Schritte wie die Urwahl
angesprochen. Der deutliche Mitgliederzuwachs bei den Grünen in den letzten
drei Monaten spricht Bände. Dass die Grünen-Machtclique diese neuen Mitglieder
aber nur 24 Stunden nach der Ergebnis-Auszählung wieder vor den Kopf stößt, ist
eine Schande.
Dabei ist
die Zeit für Claudia Roth eh abgelaufen. Bringt die Bundestagswahl den Grünen
ein tolles Ergebnis und sogar eine Regierungsbeteiligung, wird das Tandem
Trittin/Göring-Eckardt immer mächtiger. Endet die Wahl aber mit einer Klatsche
für die Grünen, wird das vor allem der in die Jahre gekommenen
RothTrittinKünast-Generation angelastet. Eines haben die Grünen auf jeden Fall
geschafft: Die Personaldiskussion wird noch lange andauern und den Auftakt in
den Wahlkampf überlagern.
Was die
Grünen in den letzten Monaten mit ihrer so unterstützenswerten Urwahl und dem
überaus freundlichen Medienecho zur überraschenden Wahl von Katrin
Göring-Eckardt mühsam aufgebaut haben, reißen sie heute mit der Roth-Nummer mit
voller Wucht mit ihrem Hintern wieder ein.
Ein
abschließender Punkt, den ich besonders perfide finde: Das Ergebnis des am
Wochenende anstehenden Wahl-Parteitages nehmen die Parteigranden auch schon
vorweg. Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck sichert Claudia Roth vorauseilend
ein „tolles Ergebnis“ zu.
Und das in
der Partei, die oft genug behauptet, sie hätte das mit der Basisdemokratie
erfunden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen