Sonntag, 16. Dezember 2012

FUSSBALL-WEBSEITEN 

Der Fußball spricht (fast nur) deutsch.
Bundesliga-Manager meckern gerne über zu niedrige Erlöse aus der Auslandsvermarktung der TV-Rechte der höchsten deutschen Spielklasse. In den nächsten drei Jahren nimmt die DFL dadurch 71,6 Millionen Euro pro Saison ein. Das sind zwar mehr als doppelt soviel wie in den Jahren zuvor, im Vergleich zu anderen Ligen ist das aber kaum erwähnenswert. So nimmt allein die englische Barclays Premier League jährlich mittlerweile über 500 Millionen Euro ein, die italienische Serie A TIM liegt mit 115 Millionen Euro auch noch weit vor den Deutschen.

Jedoch darf gefragt werden: Wie international sind die deutschen Fußballclubs ausgerichtet? Sind sie reif für einen Boom – vor allem in Fernost, wo die Briten einen Großteil ihrer Erlöse erzielen?

Klare Antwort: Nein. Ein Blick auf die Aushängeschilder der deutschen Profivereine beweist, dass die deutschen Clubs sich fast nur auf auf den heimischen Markt beschränken.

Nicht einmal jeder Erstligist bietet seine Homepage in englischer Sprache an. Über das Englische hinaus gibt es gar nur drei Vereine, die eine polyglotte Ader besitzen. Positive Ausnahme ist – keine Überraschung – der seit Jahren stark international ausgerichtete Branchenführer FC Bayern. Immerhin in sechs Fremdsprachen fabulieren die Münchner.

In der 2. Bundesliga gibt es nur vier (alles ehemalige Erstligisten), in der 3. Liga mit – hui! – Arminia Bielefeld nur einen einzigen Verein, der online Fremdsprachen beherrscht.

Fatal finde ich, dass noch nicht einmal das Potenzial der hier lebenden Migranten genutzt wird. Nicht eine der 36 Proficlub-Webseiten bietet zumindest einen geringen News-Wert in türkisch an. Der Sprache, der mit Abstand größten hier lebenden Minderheit. Einzig die polnische Community wird durch Hauptstadt-Club Hertha BSC direkt angesprochen.

Übersicht über mögliche Fremdsprachen (über Verbesserungen bin ich dankbar!):

1. Bundesliga:
Bayern München: 6 (eng, rus, jap, spa, chi, ara)
Borussia Dortmund: 2 (eng, jap)
FC Schalke 04: 2 (eng, rus)
Bayer Leverkusen: 1 (eng)
Eintracht Frankfurt: 1 (eng)
1. FSV Mainz 05: 1 (eng)
Borussia M'gladbach: 1 (eng)
VfB Stuttgart: 1 (eng)
Hamburger SV: 1 (eng)
Hannover 96: 1 (eng)
Werder Bremen: 1 (eng)
1. FC Nürnberg: 1 (eng)
VfL Wolfsburg: 1 (eng)
1899 Hoffenheim: 1 (eng)
SC Freiburg: 0
Fortuna Düsseldorf: 0
FC Augsburg: 0
SpVgg Greuther Fürth: 0

2. Bundesliga:
Hertha BSC: 2 (eng, pol)
1. FC Kaiserslautern: 1 (eng)
1. FC Köln: 1 (eng)
VfL Bochum: 1 (eng)
Eintracht Braunschweig: 0
Energie Cottbus: 0
VfR Aalen: 0
1. FC Union Berlin: 0
1860 München: 0
FSV Frankfurt: 0
FC Ingolstadt 04: 0
SC Paderborn 07: 0
Erzgebirge Aue: 0
FC St. Pauli: 0
MSV Duisburg: 0
Jahn Regensburg: 0
Dynamo Dresden: 0
SV Sandhausen: 0

3. Liga:
Arminia Bielefeld: 1 (eng)
VfL Osnabrück : 0
Karlsruher SC: 0
Preußen Münster: 0
Arminia Bielefeld: 0
SpVgg Unterhaching: 0
1. FC Heidenheim: 0
Chemnitzer FC: 0
Wacker Burghausen: 0
Hansa Rostock: 0
Kickers Offenbach: 0
1. FC Saarbrücken: 0
SV Babelsberg 03: 0
SV Wehen Wiesbaden: 0
Rot-Weiß Erfurt: 0
Hallescher FC: 0
Stuttgarter Kickers: 0
Alemannia Aachen: 0
SV Darmstadt 98: 0
außer Bewertung (da nur 2. Mannschaft des Erstligisten):
Borussia Dortmund II: 2 (eng, jap)
VfB Stuttgart II: 1 (eng)


tl;dr: Nirgendwo türkisch, kein französisch, aber zweimal japanisch und russisch: So polyglott sind die Webseiten der 36 deutschen Proficlubs.


4 Kommentare:

  1. "Fatal finde ich, dass noch nicht einmal das Potenzial der hier lebenden Migranten genutzt wird. Nicht eine der 36 Proficlub-Webseiten bietet zumindest einen geringen News-Wert in türkisch an. Der Sprache, der mit Abstand größten hier lebenden Minderheit."
    Ich stimme definitiv zu, das deutsche Bundesligisten ihr Fremdsprachenangebot auf den Webseiten erweitern sollten. Doch was hat das mit den in Deutschland lebenden Migranten zu tun? Integration hat nichts damit zu tun, unsere Kultur an die Migranten anzupassen, sondern die Migranten an unsere Kultur. Und ihnen den Eintritt zu ermöglichen/vereinfachen. Gegenseitige Rücksichtnahme, basierend auf einer Sprache, welche eben nur dann gelernt wird, wenn sie die Deutsche Sprache nutzen müssen und nicht alles auf den Präsentierteller gelegt bekommen. Deshalb würde ich das oben Zitierte aus zwei Perspektiven betrachten.

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  2. Natürlich ist es besser, wenn die hier lebenden Migranten deutsch lernen. Aber da dies nicht jeder macht, ist es aus Sicht der Vereine - nicht aus der von Bildungspolitikern etc. - sinnvoll, auf diese Zielgruppe zuzugehen. Und damit meine ich nicht nur türkisch bei Hertha BSC und Union Berlin, sondern bspw. auch niederländisch bei Borussia Mönchengladbach oder französisch beim SC Freiburg. In diesen Gebieten leben viele Grenzgänger, die auch für den lokalen Fußballclub zu begeistern sind.

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  3. Wieder ein toller Gedankenansatz!

    Wenn man die Einkommen der ganzen Top-Manager in den Vereinen bedenkt, bekommt man einen noch "merkwürdigeren" Geschmack.... Da werden Vereine für Gastauftritte für mehr als 30.000 Euro und viel Strapazen während der Saision nach Asien oder Süd-Amerika gefolgen um den deutschen Fussball bekannter zu machen, aber eine 10-Stunden-Stelle die Woche in der Geschäftsstelle für die Betreuung der Fremdsprachenseite ist nicht möglich.... komisch...

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  4. Dem HSV ist das ja nicht wohl bekommen. Die 0:3-Schlappe bei Leverkusen am letzten Hinrunden-Spieltag nach dem Trip nach Südamerika war vorauszusehen. Intention solcher Reisen ist aber eh kurzfristige Kohle und weniger langrfristiges Engagement, das sich richtig erst Jahre später auszahlt. Schade drum.

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