KRIM-KRISE
Oft, wenn ich nicht schlafen kann (Hallo, Vollmond!), grübele ich über meine eigenen Probleme, die meines Umfeldes oder gleich die der ganzen Welt nach. Konzentrieren wir uns auf die größeren.
Was da grad auf der Krim abgeht, macht nachdenklich. Ich bin ja noch aufgewachsen mit der ständigen Angst vor einem Atomkrieg. Hätte man mich als achtjährigen Steppke gefragt, wovor ich am meisten Angst habe, wären die Prioritäten wohl so ausgefallen:
1. Unfall oder Krankheit der eigenen Eltern
2. Verlust meines aktuellen Lieblingsspielzeuges
3. Atomkrieg zwischen der UdSSR und den USA
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren war diese Atom-Sorge mit einem Schlag vorüber. (Beim Sturz Gorbatschows 1991 spielte sie, trügt mich meine Erinnerung nicht, nochmal kurz eine Rolle.)
Man lebte dann so vor sich hin, wurde erwachsen, baute sich etwas auf und zerstörte dies auch gleich wieder – und fing wieder von vorne an. Bekannte und Freunde wurden krank; mittlerweile gehören Beerdigungen zum Leben. Beziehungen und Ehen im Umfeld wurden geschlossen und lösen sich blöderweise auch wieder auf. Kinder wurden geboren – jedes ein kleines Wunder für sich. Alles in allem ein normales Leben, wie wir Mitteleuropäer es fast alle führen.
Und jetzt der surreale Gedanke, dass so etwas wie ein Kalter Krieg wieder kommen könnte. Atomangst? Passt doch echt nicht in meine Lebensplanung.
Beide Seiten im aktuellen Krim-Konflikt werfen sich mit wachsender Intensität Nationalismus vor. Die Russen sagen, auf dem Euromaidan und in der neugebildeten Regierung hätten die Faschisten das Sagen. Die westlich orientierten Ukrainer und fast der gesamte Westen werfen dagegen Putin abwechselnd Wahnsinn und zaristische Großmannssucht vor.
Meine Position in dem Konflikt ist recht klar; wenn auch nicht völlig fundiert. Es ist eher so ein Bauchgefühl. Ohne Zweifel: Echte Demokratie und das Selbstbestimmungsrecht der Ukrainer sind richtig. Aber würde ich dafür kämpfen?
Einschneidende Momente für mich waren die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen auf dem Euromaidan. Dass nur zwei Flugstunden von Berlin entfernt junge Menschen mit der Europafahne in der Hand sterben, war nicht vorstellbar.
Während wir uns um EU-Richtlinien für Olivenöl-Kännchen streiten, riskieren andere für den europäischen Traum ihr Leben.
Es wird Zeit für ein neues Europa-Gefühl. Ein positives Europa-Gefühl. Eines, das uns daran erinnert, wo wir herkommen. Ein Europa, das auf unserer Geschichte und auf universellen Werten aufbaut.
So ein Gefühl ist schwer greifbar und noch schwerer zu erklären. So wie sich in den letzten Jahren ein Berliner Lebensgefühl neu entwickelt hat, benötigen wir ein europäisches. Das muss verbindlich sein von Lissabon bis Helsinki, von Dublin bis Kiew (später gerne auch einmal bis Moskau).
Politik kann dafür eine Grundlage schaffen. Eine echte Europa(aus)wahl wäre da ein Anfang. Alles nur auf die Politik übertragen zu wollen, wäre aber zu kurz gedacht. Dem Sport, der Kunst und der Kultur sowie den Medien fallen entscheidende Rollen zu.
Ein besonders gelungenes Beispiel für die Schaffung des europäischen Spirits gab es 2010. Beim Eurovision Song Contest in Oslo gelang dem norwegischen Fernsehen für sieben Minuten eine faszinierende Aktion. Aber erinnert Euch selbst:
Das ist es, was ich meine: Wir. Alle. Zusammen. In. Europa. Damit lösen wir sicherlich nicht alle Probleme dieser Welt, aber wir fangen an, bei uns.
tl;dr: Plädoyer für ein europäisches Bewusstsein. Politik, Sport, Kunst, Kultur, Medien müssen unser Europa-Gefühl schärfen. Vor allem vor dem Hintergrund der Krim-Krise müssen wir uns auf gemeinsame Werte besinnen.
Was da grad auf der Krim abgeht, macht nachdenklich. Ich bin ja noch aufgewachsen mit der ständigen Angst vor einem Atomkrieg. Hätte man mich als achtjährigen Steppke gefragt, wovor ich am meisten Angst habe, wären die Prioritäten wohl so ausgefallen:
1. Unfall oder Krankheit der eigenen Eltern
2. Verlust meines aktuellen Lieblingsspielzeuges
3. Atomkrieg zwischen der UdSSR und den USA
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren war diese Atom-Sorge mit einem Schlag vorüber. (Beim Sturz Gorbatschows 1991 spielte sie, trügt mich meine Erinnerung nicht, nochmal kurz eine Rolle.)
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Europa: Freude, schöner Götterfunken! |
Und jetzt der surreale Gedanke, dass so etwas wie ein Kalter Krieg wieder kommen könnte. Atomangst? Passt doch echt nicht in meine Lebensplanung.
Beide Seiten im aktuellen Krim-Konflikt werfen sich mit wachsender Intensität Nationalismus vor. Die Russen sagen, auf dem Euromaidan und in der neugebildeten Regierung hätten die Faschisten das Sagen. Die westlich orientierten Ukrainer und fast der gesamte Westen werfen dagegen Putin abwechselnd Wahnsinn und zaristische Großmannssucht vor.
Meine Position in dem Konflikt ist recht klar; wenn auch nicht völlig fundiert. Es ist eher so ein Bauchgefühl. Ohne Zweifel: Echte Demokratie und das Selbstbestimmungsrecht der Ukrainer sind richtig. Aber würde ich dafür kämpfen?
Einschneidende Momente für mich waren die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen auf dem Euromaidan. Dass nur zwei Flugstunden von Berlin entfernt junge Menschen mit der Europafahne in der Hand sterben, war nicht vorstellbar.
Während wir uns um EU-Richtlinien für Olivenöl-Kännchen streiten, riskieren andere für den europäischen Traum ihr Leben.
Es wird Zeit für ein neues Europa-Gefühl. Ein positives Europa-Gefühl. Eines, das uns daran erinnert, wo wir herkommen. Ein Europa, das auf unserer Geschichte und auf universellen Werten aufbaut.
So ein Gefühl ist schwer greifbar und noch schwerer zu erklären. So wie sich in den letzten Jahren ein Berliner Lebensgefühl neu entwickelt hat, benötigen wir ein europäisches. Das muss verbindlich sein von Lissabon bis Helsinki, von Dublin bis Kiew (später gerne auch einmal bis Moskau).
Politik kann dafür eine Grundlage schaffen. Eine echte Europa(aus)wahl wäre da ein Anfang. Alles nur auf die Politik übertragen zu wollen, wäre aber zu kurz gedacht. Dem Sport, der Kunst und der Kultur sowie den Medien fallen entscheidende Rollen zu.
Ein besonders gelungenes Beispiel für die Schaffung des europäischen Spirits gab es 2010. Beim Eurovision Song Contest in Oslo gelang dem norwegischen Fernsehen für sieben Minuten eine faszinierende Aktion. Aber erinnert Euch selbst:
Das ist es, was ich meine: Wir. Alle. Zusammen. In. Europa. Damit lösen wir sicherlich nicht alle Probleme dieser Welt, aber wir fangen an, bei uns.
tl;dr: Plädoyer für ein europäisches Bewusstsein. Politik, Sport, Kunst, Kultur, Medien müssen unser Europa-Gefühl schärfen. Vor allem vor dem Hintergrund der Krim-Krise müssen wir uns auf gemeinsame Werte besinnen.