FUSSBALL-REFORMEN (1)
Machen 40 Schiedsrichter 'ne Party … |
Fußball ist ein geniales Spiel. Die Regeln sind im Grundsatz global gültig und von den obersten Profiligen bis unten zu Hartplatzbolzern der Kreisligen identisch. Nur wenige Reformen waren im Laufe der Zeit notwendig, um das Spiel attraktiver zu machen. Die Einführung des Elfmeterschießens, der gelben und roten Karte, der Rückpassregel und andere haben das Spiel nie im Kern getroffen. Das ist gut und soll auch so bleiben.
Dennoch würde ich mir ein paar Änderungen wünschen. Viel mehr als Kosmetik ist es zwar nicht, aber meines Erachtens könnten sie dazu beitragen, das Spiel noch interessanter und gerechter zu machen.
1. Weg mit der Torlinientechnik!
Sie ist der heißeste Shit bei dieser WM. Sie kommt aus Deutschland (von der Firma GoalControl GmbH aus dem Aachener Vorort Würselen). Viele können nicht genug vonmir ihr bekommen. Und dennoch bin ich strikter Gegner der Torlinientechnik.
Fußball lebt nicht nur von Emotionen, sondern auch von Fehlentscheidungen und Legendenbildung. Klar, es geht hier mittlerweile um viele, viele Millionen, aber dennoch ist und bleibt es hoffentlich ein Spiel.
Diese Torlinientechnik ist so teuer (rund 300.000 Euro pro Stadion), dass sie nur in den oberen Spielklassen eingeführt werden kann. Und das finde ich grundsätzlich nicht in Ordnung. Das Tor ist in jeder Klasse gleich groß, jede Mannschaft spielt mit der gleichen Anzahl Spieler und auch Tor sollte überall sein, wenn der Schiedsrichter (gerne in Zusammenarbeit mit seinen Assistenten) auf Tor entscheidet.
Außerdem geht mir die Technikhörigkeit etwas auf den Senkel (Puh, endlich mal Kulturpessimismus von mir)! Jede Technik kann manipuliert werden, jede Technik ist fehleranfällig. Und diese Diskussionen, die wir dann haben, wenn in einem wichtigen Spiel selbst die Torlinientechnik uns kein klares Ergebnis zeigt, will ich nicht unbedingt haben. Und diese kommt. Ganz sicher.
2. Führt Zeitstrafen ein!
Fehlverhalten kann ein Schiedsrichter heute nur mit Freistoß, gelber oder roter Karte ahnden. Die Bandbreite bei Verstößen gegen das Regelwerk (aktuelle DFB-Regeln können hier als PDF heruntergeladen werden) ist aber viel größer.
Spielverzögerungen oder das Trikotausziehen beim Tor-Jubeln werden heute kaum mit Gelb geahndet, weil die Strafe im Vergleich zu groben Fouls den meisten Schiedsrichtern viel zu hart erscheint. Eine praktikable Lösung wäre die Einführung von Zeitstrafen, wie sie es beim Eis- oder Feldhockey schon lange gibt.
Ein Beispiel: Für eine wiederholte Spielverzögerung sollte es fünf Minuten Zeitstrafe für den Spieler (verzögert der Torwart, sollte ein vom Mannschaftskapitän zu bestimmender Feldspieler als Ersatz rausgehen) geben. Sofortige Konsequenz: Ein Spiel würde sicherlich nicht mehr arg verzögert werden. In der Schlussphase einen Mann weniger auf dem Platz zu haben, erscheint weniger lukrativ als paar Sekunden zu schinden.
Fliegt doch einer kurzfristig vom Platz, würde das Spiel taktisch reizvoller, weil sich eben eine der Grundvoraussetzungen des Spiels, das elf gegen elf, kurzfristig ändern würde.
3. Keine Gelbsperren im Finale!
Bei dieser WM wird es nicht passieren, in der UEFA Champions League ist es aber schon oft vorgekommen. Ein Spieler sieht im Achtelfinale eine gelbe Karte wegen eines dummen Fouls und im Halbfinale wegen einer umstrittenen Handspiel-Entscheidung des Schiedsrichters die gelbe Karte. Konsequenz: Er fehlt im Finale.
Besonders brutal war dies beim Champions-League-Finale 2012. Mit Luiz Gustavo, David Alaba und Holger Badstuber (alle FC Bayern München) sowie Raul Meireles, Branislav Ivanovic und Ramires (alle FC Chelsea) waren gleich sechs Spieler gesperrt.
Die Idee dahinter ist ja ganz gut. Jemand, der oftmals gelbwürdig gegen das Regelwerk verstößt, soll nicht immer nur mit einer Verwarnung davonkommen. In der Bundesliga setzt man nach der fünften Gelben für ein Spiel aus, bei großen internationalen Turnieren oder im Europacup nach der zweiten.
Wenn zwei Klubs oder Nationen ein großes Finale erreichen, sollen bitteschön auch die jeweils besten auf dem Platz stehen. Die aktuelle Regelung um den Passus „nach dem Halbfinale werden alle Gelbsperren für ein Spiel ausgesetzt“ zu ergänzen, kann so schwer nicht sein. Ich halte das auch für die Spieler nur menschlich fair. Wie oft hat denn ein Fußballer mal die Chance, ein Finale zu erreichen?
4. Verkleinert die Europameisterschaft!
Als Pendant zur Fußball-WM hatte ich die Endrunde zur Europameisterschaft lieb. Das Teilnehmerfeld war überschaubar, die meisten Spieler waren mir ein Begriff, es gab quasi nur Topspiele.
Von 1960 bis 1976 spielten nur vier Länder um den Titel. Von 1980 bis 1992 gab es acht Mannschaften, die sich für die Endrunde qualifizierten. In den Turnieren 1996 bis 2012 waren dann schon 16 Teams am Start. Bei der nächsten EM 2016 in Frankreich wird die Rekordzahl von 24 Teilnehmern erreicht.
Die UEFA kann mit diesem großen Turnier natürlich viel mehr Geld einnehmen. Die EM ist damit aber nur noch die kleine (europäische) WM-Schwester, nicht mehr die eigentlich spielerisch anspruchsvollere.
Mir gefällt es aber auch aus sportpolitischen Gründen nicht: Diese Mega-EM kann von kleineren Staaten nicht mehr alleine gestemmt werden. Die Kosten für die Stadien und die Infrastuktur sprengen jeden vernünftigen Rahmen. Schade drum, hier wäre weniger mehr.
Dennoch würde ich mir ein paar Änderungen wünschen. Viel mehr als Kosmetik ist es zwar nicht, aber meines Erachtens könnten sie dazu beitragen, das Spiel noch interessanter und gerechter zu machen.
1. Weg mit der Torlinientechnik!
Sie ist der heißeste Shit bei dieser WM. Sie kommt aus Deutschland (von der Firma GoalControl GmbH aus dem Aachener Vorort Würselen). Viele können nicht genug von
Fußball lebt nicht nur von Emotionen, sondern auch von Fehlentscheidungen und Legendenbildung. Klar, es geht hier mittlerweile um viele, viele Millionen, aber dennoch ist und bleibt es hoffentlich ein Spiel.
Diese Torlinientechnik ist so teuer (rund 300.000 Euro pro Stadion), dass sie nur in den oberen Spielklassen eingeführt werden kann. Und das finde ich grundsätzlich nicht in Ordnung. Das Tor ist in jeder Klasse gleich groß, jede Mannschaft spielt mit der gleichen Anzahl Spieler und auch Tor sollte überall sein, wenn der Schiedsrichter (gerne in Zusammenarbeit mit seinen Assistenten) auf Tor entscheidet.
Außerdem geht mir die Technikhörigkeit etwas auf den Senkel (Puh, endlich mal Kulturpessimismus von mir)! Jede Technik kann manipuliert werden, jede Technik ist fehleranfällig. Und diese Diskussionen, die wir dann haben, wenn in einem wichtigen Spiel selbst die Torlinientechnik uns kein klares Ergebnis zeigt, will ich nicht unbedingt haben. Und diese kommt. Ganz sicher.
2. Führt Zeitstrafen ein!
Fehlverhalten kann ein Schiedsrichter heute nur mit Freistoß, gelber oder roter Karte ahnden. Die Bandbreite bei Verstößen gegen das Regelwerk (aktuelle DFB-Regeln können hier als PDF heruntergeladen werden) ist aber viel größer.
Spielverzögerungen oder das Trikotausziehen beim Tor-Jubeln werden heute kaum mit Gelb geahndet, weil die Strafe im Vergleich zu groben Fouls den meisten Schiedsrichtern viel zu hart erscheint. Eine praktikable Lösung wäre die Einführung von Zeitstrafen, wie sie es beim Eis- oder Feldhockey schon lange gibt.
Ein Beispiel: Für eine wiederholte Spielverzögerung sollte es fünf Minuten Zeitstrafe für den Spieler (verzögert der Torwart, sollte ein vom Mannschaftskapitän zu bestimmender Feldspieler als Ersatz rausgehen) geben. Sofortige Konsequenz: Ein Spiel würde sicherlich nicht mehr arg verzögert werden. In der Schlussphase einen Mann weniger auf dem Platz zu haben, erscheint weniger lukrativ als paar Sekunden zu schinden.
Fliegt doch einer kurzfristig vom Platz, würde das Spiel taktisch reizvoller, weil sich eben eine der Grundvoraussetzungen des Spiels, das elf gegen elf, kurzfristig ändern würde.
3. Keine Gelbsperren im Finale!
Bei dieser WM wird es nicht passieren, in der UEFA Champions League ist es aber schon oft vorgekommen. Ein Spieler sieht im Achtelfinale eine gelbe Karte wegen eines dummen Fouls und im Halbfinale wegen einer umstrittenen Handspiel-Entscheidung des Schiedsrichters die gelbe Karte. Konsequenz: Er fehlt im Finale.
Besonders brutal war dies beim Champions-League-Finale 2012. Mit Luiz Gustavo, David Alaba und Holger Badstuber (alle FC Bayern München) sowie Raul Meireles, Branislav Ivanovic und Ramires (alle FC Chelsea) waren gleich sechs Spieler gesperrt.
Die Idee dahinter ist ja ganz gut. Jemand, der oftmals gelbwürdig gegen das Regelwerk verstößt, soll nicht immer nur mit einer Verwarnung davonkommen. In der Bundesliga setzt man nach der fünften Gelben für ein Spiel aus, bei großen internationalen Turnieren oder im Europacup nach der zweiten.
Wenn zwei Klubs oder Nationen ein großes Finale erreichen, sollen bitteschön auch die jeweils besten auf dem Platz stehen. Die aktuelle Regelung um den Passus „nach dem Halbfinale werden alle Gelbsperren für ein Spiel ausgesetzt“ zu ergänzen, kann so schwer nicht sein. Ich halte das auch für die Spieler nur menschlich fair. Wie oft hat denn ein Fußballer mal die Chance, ein Finale zu erreichen?
4. Verkleinert die Europameisterschaft!
Als Pendant zur Fußball-WM hatte ich die Endrunde zur Europameisterschaft lieb. Das Teilnehmerfeld war überschaubar, die meisten Spieler waren mir ein Begriff, es gab quasi nur Topspiele.
Von 1960 bis 1976 spielten nur vier Länder um den Titel. Von 1980 bis 1992 gab es acht Mannschaften, die sich für die Endrunde qualifizierten. In den Turnieren 1996 bis 2012 waren dann schon 16 Teams am Start. Bei der nächsten EM 2016 in Frankreich wird die Rekordzahl von 24 Teilnehmern erreicht.
Die UEFA kann mit diesem großen Turnier natürlich viel mehr Geld einnehmen. Die EM ist damit aber nur noch die kleine (europäische) WM-Schwester, nicht mehr die eigentlich spielerisch anspruchsvollere.
Mir gefällt es aber auch aus sportpolitischen Gründen nicht: Diese Mega-EM kann von kleineren Staaten nicht mehr alleine gestemmt werden. Die Kosten für die Stadien und die Infrastuktur sprengen jeden vernünftigen Rahmen. Schade drum, hier wäre weniger mehr.
Reaktionen: Wie Ihr denkt – aktueller Stand (01.07.14, 18:30 Uhr) bei Twitter & Facebook:
1. 4 x Ja, 1 x Remis, 9 x Nein
2. 9 x Ja, 2 x Remis, 4 x Nein
3. 3 x Ja, 2 x Remis, 8 x Nein
4. 7 x Ja, 2 x Remis, 5 x Nein
Vorschau: In einem zweiten Teil wird es um den DFB-Pokal gehen, im dritten bald um die Bundesliga und den Europapokal.
tl;dr: Ein paar Forderungen an den Fußball: Weg mit der Torlinientechnik! Führt Zeitstrafen ein! Weg mit den Gelbsperren im Finale! EM mit 8 Ländern!